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Schleusingen

Obwohl das Synagogengebäude bis heute steht, erinnert nur noch das Fundament an den einstigen Bau 


In den Jahren 1850 bis 1870 betrug der Anteil der Mitglieder der jüdischen Gemeinde etwa 3 Prozent der Bevölkerung der Stadt. Eine Synagoge wird erstmals 1815 genannt. Ein Stadtbrand zerstörte sie 1876. Ab 1880 wurde an gleicher Stelle Lange Gasse (heute Berthold-/Ecke Walchstraße) ein Stadtbild prägender, zeitgemäßer Ziegelbau errichtet. Planung und Bauantrag verantworteten der langjährige Vorstand der Gemeinde Louis Mayer und der Maurermeister L. D. Müller, über dessen Wirken weiter nichts bekannt ist. 1938 überlebt das Gebäude trotz Brandschatzung im Inneren und wird – komplett umgebaut – seit den 1950er Jahren als Wohnund Geschäftshaus genutzt. Eine Tafel und seit 2008 auch eine Stele erinnern an Synagoge und Gemeinde. 



Originalpläne und eine zeitgenössische Fotografie der Synagoge ermöglichen es, sich eine gute Vorstellung des Bau zu machen



Am Abend des 9. November wurde die gesamte Inneneinrichtung der Synagoge angezündet, die Bücher gingen sofort in Flammen auf, die bunten Butzenfenster wurden eingeschlagen und auch der große Leichenwagen, der im Nebeneingang stand, brannte. Zeitzeugenaussage von Frau S. (Schleusingen) am 9.02.1996


Für die jüdische Begräbnistradition ist es wichtig, dass der Körper eines verstorbenen Menschen nur von jüdischen Mitmenschen angefaßt wird. Gemeinden, deren Friedhof recht weit außerhalb lag, hatten deswegen – obwohl der Ritus vorsieht, dass Verstorbene zum Grab getragen werden – eine eigene Bestattungskutsche. Für diese ist schon bei der Entwurfszeichnung der Schleusinger Synagoge eine Remise hinter dem Betsaal vorgesehen. Deren Einfahrt war das Tor auf der Längsseite des Gebäudes. Auch die Kutsche, die über Jahre oder Jahrzehnte die Jüdinnen und Juden Schleusingens auf ihrem letzten Weg zum Guten Ort im Judengrund begleitet hatte, wurde Opfer des Mob.


Fotografie ©: Jan KobelFotografie ©: Jan Kobel