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Ilmenau

Zur Kur oder Sommerfrische: Auf in rituell geführte Hotels, Pensionen und Restaurants


Auf Norderney, im Harz, in Friedrichroda, Oberhof oder Ilmenau: Wer über ausgelöschte jüdische Orte redet, sollte auch über koschere Pensionen, Hotels und Restaurants reden, nicht selten sogar mit eigenem Betsaal.



Gastgewerbe, Händler und andere Dienstleister ab 1933 waren Ziel von Boykottaufrufen und Opfer der Ausschreitungen in der Pogromnacht. Drei größere Geschäfte Ilmenaus waren im Besitz jüdischer Familien, das Kaufhaus Eichenbronner, das Warenhaus Samuel Gronner und das Kaufhaus Max Gabbe. 


Am 9. November 1938 beschmierten und zerstörten Studenten der ansässigen Reichsfinanzschule gemeinsam mit zahlreichen Bürgern der Stadt jüdische Geschäfte, plünderten den Betsaal im Hinterhaus in der Burggasse 4 und verbrannten auf dem Markt die Ritualgegenstände – Gebetsmäntel, Torarollen und Altargerätschaften. Nichts, keine Tafel, kein Gedenkstein, erinnert an den Betraum für etwa 50 Gläubige, den die Gemeinde 1894 einweihte. Im Jahr 1988 wurde das Gebäude abgerissen.


„Bad Ilmenau ist ein idyllischer Sommeraufenthalt, der durch die dort bestehende Kaltwasseranstalt die Aufmerksamkeit der Ärzte auf sich gelenkt hat. Überdies ist Ilmenau mit Naturschönheiten in üppiger Fülle bedacht. Umso höher ist es zu schätzen, dass Herr Lehrer Eisenberger in Ilmenau für eine koschere Pension Sorge getragen hat, und obgleich die Einrichtung eine komfortable und die Küche eine vorzügliche ist, sind die Preise so mäßig gehalten, dass ein mehrwöchentlicher Erholungsaufenthalt daselbst nur mit wenig Kosten verknüpft ist.“ „Der Israelit“ vom 18. Juni 1903


Fotografie ©: Jan KobelFotografie ©: Jan Kobel