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Hildburghausen

Ein Blick auf Levi Simons Wohnhaus, die Synagoge ist die Fassade rechts im Bild

Zweitägige Feierlichkeiten zum 100-jährigen Synagogenjubiläum


Im Jahr 1324 erlangte Hildburghausen das Stadtrecht. Kurz darauf erfolgt die erste urkundliche Erwähnung jüdischer Einwohner, die unter dem Schutz des Grafen von Henneberg ansässig wurden. Doch Pogrome folgten. Erst ein im Jahr 1814 erlassenenes herzogliches Edikt eröffnete der jüdischen Gemeinde eine langfristige Perspektive. Bereits im Jahre 1811 ließ der Hoffaktor Simon Levi, der Handelsbeaufragte des Hofes, auf seine Kosten – und mit dem Einverständnis Herzog Friedrichs – eine Synagoge in seinem Haus in der Unteren Marktstraße einrichten. In den 1870er-Jahren übernahm die jüdische Bankiersfamilie Strupp aus Meiningen das gesamte Gebäudeensemble und betrieb dort eine bis heute bestehenden Bankfiliale. 1933 wurde das mehrfach fusionierte und weiterhin von jüdischen Bankiers betriebene ehemalige Bankhaus Strupp verstaatlicht. Die zu dem Bankgebäude gehörende Synagoge wurde zwangsweise abgebrochen. Als neuer Betsaal diente ab 1933 ein umgebautes Gartenhaus des jüdischen Fabrikanten Gassenheimer.



Innenansicht der Synagoge


Am 1. und 2. September feierte die hiesige Gemeinde das 100jährige Synagogenjubiläum. Die Festrede hielt Landrabbiner Fränkel. Superintendent Kirchenrat Dr. Human sprach den Dank der geladenen Gäste aus und verlas eine Urkunde, welche die Glückwünsche der evangelischen Kirchengemeinde enthielt und auch das schöne und innige Verhältnis zwischen den Konfessionen betonte. Der Israelit vom 15. September 1911


Superintendent Rudolf Armin Human veröffentlichte 1898 eine Geschichte der Juden im Herzogtum Sachsen-MeiningenHildburghausen. 1939 erschien es in einer von Erich Buchmann herausgegebenen Neuauflage. Buchmann war federführend in der „Judenforschung“ des Mustergaus Thüringen. Es wäre zu prüfen, ob Humans Werk den Antisemitismus begründet, für den es von Buchmann benutzt wurde.


 


Fotografie ©: Jan KobelFotografie ©: Jan Kobel


 

Ausweichquartier

Das Gartenhaus vor dem Abbruch 1990

Ein Ausweichquartier im Gartenhaus


Im Jahr 1933 wurde die innerstädtische Synagoge zwangsweise abgebrochen. Die jüdische Maschinen- fabrikantenfamilie Gassenheimer baute noch im selben Jahr auf ihrem Villengrundstück in der Gerbergasse 17 ein Gartenhäuschen zur Synagoge mit Frauenmikwe aus.



Das Gassenheimer Anwesen mit Gartenhaus, (rechts im Bild) um 1920
 


1937 musste die zunehmend bedrängte Firma Gassenheimer & Sohn das Unternehmen weit unter Wert an die Paul Kätsch K.G. aus Sömmerda verkaufen. Im Jahr 1939 gelang es der Familie schließlich, in die USA zu fliehen.


Ende 1938 hatte die jüdische Gemeinde noch etwa 35 Mitglieder. Am Abend des 9. November 1938 zogen viele Einwohner Hildburghausens, angeführt durch SA und SS, plündernd und schändend durch die Stadt. Kultgegenstände und die Synagogenausstattung wurden am Vormittag des 10. November 1938 öffentlich verbrannt. Das zeitweilige Synagogengebäude blieb verschont. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Anwesens als Zwangsarbeiterlager genutzt.


Die folgenden Eigentümer änderten in den nächsten Jahrzehnte wenig. Im Jahr 1990 wurde die ehemalige Gartensynagoge unter Denkmalschutz gestellt. Trotzdem wurde das Gebäude 2005 abgerissen. Im gleichen Jahr wurde außerhalb des Grundstücks ein Gedenkstein gesetzt. Heute wird das Areal als Freifläche mit Garage genutzt. 


Fotografie ©: Jan Kobel


Fotografie ©: Jan Kobel