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Gleicherwiesen

Bauzeichnung von der Giebelund Seitenansicht der Synagoge zu Gleicherwiesen von 1865 bis 1938/43

Zwischen 1835 und 1875 waren um die 40 Prozent der Bevölkerung jüdischen Glaubens


Die Reichsritter von Bibra gewährten einigen jüdischen Familien bereits im ausgehenden 17. Jahrhundert ein dauerhaftes Bleiberecht in Gleicherwiesen. Sie lebten vom Viehhandel, als Krämer und verkauften als Markthändler Schnittund Ellenwaren. Bis in die 1840er Jahre mussten die Juden des Dorfes jeweils zu drei Terminen Schutzgelder entrichten. 1786 schlossen sich die Jüdinnen und Juden Simmershausens der Gemeinde an, die damit die zweitgrößte jüdische Gemeinde Sachsen-Meiningens wurde. Schon 1787 weihte die Gemeinde ihren ersten Betraum ein. Im Jahr 1865 baute die nun etwa 250 Mitglieder zählende Gemeinde in der Mittelgasse eine neue Synagoge. In der Nähe befand sich auch die jüdische Schule, eine Mikwe und ein Backhaus.


Bereits vor der NS-Machtübernahme kam es vor Ort zu antisemitischen Gewaltaten, u.a. wurde der jüdische Friedhof, dessen Ursprung um das Jahr 1680 liegt, verwüstet. Am 9. November 1938 rückte ein SS-Rollkommando aus Hildburghausen an und überfiel die Synagoge. Eine Brandstiftung verhinderten einheimische Bauern, weil sie befürchteten, der Funkenflug könne auch ihre Scheunen entflammen.


Die geschändeten Kultgegenstände mussten jüdische Männer auf einem Leiterwagen an das Ufer des Flüßchen Milz bringen, wo der Mob sie verbrannte.


 


In dem nun leer stehende Fachwerkgebäude wollte zunächst die Hitlerjugend ihre Versammlungen abhalten. Der Landrat von Hildburghausen bevorzugte eine Nutzung durch die Freiwilligen Feuerwehr. 1943 wurde das Gebäude wegen „Baufälligkeit“ doch noch abgerissen. Heute ist das Gelände eine Wiese ohne jeden Hinweis. Seit 1998 erinnert in der evangelischen Kirche eine Gedenktafel für „die jüdischen Frauen, Männer und Kinder, die hier von 1848 bis 1943 lebten“. 


Fotografie ©: Jan KobelFotografie ©: Jan Kobel