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Aschenhausen

Eine bereits im Jahr 1936 aufgegebene Synagoge, die dennoch brennen sollte


Von welcher Richtung aus man kommt, so fällt einem schon von weitem ein großes stattliches Gebäude in der Mitte des Dorfes mit hohen Fenstern und einem spitzen Dach in die Augen. Es ist die Synagoge. Heute steht sie leer, und der Holzhammer, mit dem der alte Peritz noch vor 20 Jahren jeden Morgen durch sein rhythmisches ‚Schulenklopfen‘ an Scheunentor oder Haustür zum Gottesdienst rief, führt ein beschauliches Dasein. 200 Jahre wohnten in diesem Dörfchen Juden, 1695 ließ sich der erste hier nieder, und nicht mehr fern ist die Zeit, in der der letzte verschwunden sein wird,“ schrieb der Lehrer Willy Katz (1890—1935) 1928 in seinem Text Entstehen und Vergehen einer jüdischen Landgemeinde.


In den 1840er Jahren, als die Synagoge gebaut wurde, stellten die 50 Aschenhausen jüdischen Familien, etwa 180 Personen, die Hälfte der Bevölkerung und den stellvertretenden Ortsvorsteher. Das Bauvorhaben, für das die Gemeinde von den Freiherren von Speßhardt ein Gartengrundstück erwarb, wurde u.a. von der Großherzoglich Weimarschen Regierung mit 400 Talern unterstützt.


1936 fand in der Synagoge, wie von Katz vorhergesehen, der letzte Gottesdienst statt. Das Gebäude wurde an einen christlichen Mitbürger verkauft, der dieses als Scheune nutzte. Die Nachbarn hinderten in der Pogromnacht — im eigenen Interesse — die aus Kaltennordheim kommenden SA-Leute daran, die Scheune voller Heu anzuzünden.


Ab den 1980er-Jahren verfolgten die Aschenhauser den Plan, die Synagoge zu einer Stätte der Begegnung und Erinnerung zu machen. 1991 konnte das sanierte Gebäude feierlich eingeweiht werden.


Fotografie ©: Jan Kobel


Bereits 1755 wurde für Aschenhausen in dem 32-bändigen Nachschlagewerk „Wetzlarische Nebenstunden, worinnen auserlesene beym höchstpreislichen Cammergericht entschiedene Rechts-Händel zur Erweiter- und Erläuterung der teutschen in Gerichten üblichen Rechts-Gelehrsamkeit angewendet werden“ von Johann Ulrich von Cramer über einen Rechtsstreit zwischen dem Juden Simson Victor und seinem Schutzherrn Georg Wilhelm von Spessard berichtet, bei dem die Ansprüche des Juden, wenn er sie innerhalb 14 Tagen nachweist, bestätigt wurden.