Tfillin
Als Tfillin werden kleine lederne Gebetsriemen mit ledernen quadratischen Schachteln bezeichnet, die oft von männlichen religiösen Juden getragen werden. Sie enthalten kleine Pergamentrollen mit Abschnitten aus der Tora wie 2 Mose 13,1–10, 2 Mose 2, 5 Mose 6,4–9 und 5 Mose 11,13–21. Sie sollen den Träger daran erinnern, Gott mit Gebeten anzusprechen und Gottes Gebote einzuhalten. In nicht-orthodoxen Strömungen des Judentums tragen auch Frauen Tfillin. Der oder die Gläubige legt beim Morgengebet die Riemen auf bestimmte Weise um den Arm und an die Stirn und beginnt erst dann mit dem Gebet. Der Begriff „Tfillin“ geht auf das hebräische Wort für Gebet, „Tfilla“, zurück.
Tohuwabohu
Ein großes Durcheinander ... wenn man das beschreiben will, sagt man manchmal „ein großes Tohuwabohu“. Der Begriff kommt direkt aus der hebräischen Bibel, dem Alten Testament. Dort heißt es in 1. Mose 1,1-2, dem Buch Genesis bzw. dem ersten Buch der [Tora][1]: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war _tohu wa-bohu._“ Aber was heißt der hebräische Begriff _tohu wa-bohu? _Von Martin Luther als „wüst und leer“ übersetzt, sagen manche modernere Bibelübersetzungen auch „formlos und leer“. Allerdings handelt es sich, grammatisch gesehen, um ein sogenanntes Homoioteleuton, einen kunstvolle Wiederholung von Wörtern, die dieselbe Wortendung aufweisen. Die sehr sprachsensiblen Übersetzer der hebräischen Bibel Martin Buber und Franz Rosenzweig haben deshalb Tohuwabohu mit „Irrsal und Wirrsal“ übertragen.
Tora
Tora ist ein hebräisches Wort und bedeutet „Lehre“ oder „Weisung“. Der Begriff bezeichnet den ersten und wichtigsten Teil des Alten Testaments bzw. der Hebräischen Bibel, nämlich die Bücher Genesis (1. Buch Mose), Exodus (2. Buch Mose), Levitikus (3. Buch Mose), Numeri (4. Buch Mose) und Deuteronomium (5. Buch Mose). In der Hebräischen Bibel werden diese Bücher allerdings mit dem ersten Wort des jeweiligen Textes bezeichnet, heißen also „Bereschit“ („Am Anfang“), „Schemot“ („Namen“), „Va-Jikra“ („Gott rief“), „Be-Midbar“ („In der Wüste“) und „Dewarim“ („Worte“). Neben der Tora enthält das Alte Testament/die Hebräische Bibel nach jüdischem Verständnis auch noch die „Newi‘im“ („Propheten“), die beim Buch Josua beginnen und mit Maleachi enden, und die „Ketuwim“ („Schriften“), die poetische Literatur wie die Psalmen, beinhaltet, aber auch weisheitliche Literatur wie das Buch Hiob, historisches Material wie die Chronikbücher und apokalyptische Texte wie das Danielbuch. Im jüdischen Gebrauch heißt die Bibel dann auch [TANAKH][1], ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben von Tora, „Nevi’im“ und „Ketuvim“ zusammensetzt. Wann und wie sich die einzelnen Bücher zu einem festgelegten Kanon fanden, ist in der Forschung nicht ganz geklärt. Man geht allerdings davon aus, dass erst im zweiten nachchristlichen Jahrhundert endgültig feststand, was in der Tora, den „Newi’im“ und den „Ketuwim“ aufgenommen werden sollte. Die Tora erzählt von der Schöpfung der Welt und der Menschen, von der Vertreibung der Menschen aus dem Paradies, von der Sintflut, vom Turmbau zu Babel, von den Vorfahren des jüdischen Volkes (Abraham, Isaak, Jakob und ihren Frauen) und ihren Nachkommen, vom Schicksal des Volkes in Ägypten, von der Wüstenwanderung und den Gesetzen Gottes, die am Sinai dem Mose übergeben werden. Diese Gesetze und auch die Idee vom Bund zwischen Gott und dem Volk Israel begründen das Selbstverständnis des Judentums und bilden die Grundbausteine der jüdischen Religion. Neben dieser sogenannten „schriftlichen Tora“ stehen alle anderen biblischen Bücher sowie die frühe rabbinische Literatur, zu der u.a. der [Talmud][2] und die [Mischna][3] gehören und die als „mündliche Tora“ bezeichnet werden. Die mündliche Tora ist der Schlüssel zum Verständnis der schriftlichen und daher in gewisser Weise dieser sogar übergeordnet. Die „mündliche Tora“ erlaubt es dem frühen Judentum, immer wieder aktuell Lehren in der Tradition zu verankern, um geschichtlichen Erfordernissen zu entsprechen. Die Idee dahinter ist, dass die „schriftliche Tora“ von Gott gegeben und Mose auf dem Berg Sinai anvertraut wurde, und diese dann von Generation zu Generation (schriftlich und mündlich) weitergegeben wird. Dabei kommt es zu „Neuerungen“ (chiduschim), die jedoch das „Alte“ und Überlieferte identisch in neuer Zeit zum Ausdruck bringen. Für den gottesdienstlichen Gebrauch wird die Tora von einem Schreiber ([Sofer][4]) handschriftlich und mit besonderen Gebeten und Vorbereitungen auf eine große Pergamentrolle geschrieben, die aus etwa 40 Bögen besteht und auf Holzstangen aufgerollt ist. In der [Synagoge][5] wird diese Torarolle im [Toraschrein][6] aufbewahrt und zum Lesen zur [Bima][7] gebracht. Der Schrein ist Richtung [Jerusalem][8] orientiert, im mitteleuropäischen Raum also an der Ostwand.
Tora-Rolle
Jede Synagogengemeinde besitzt eine oder mehrere Tora-Rollen, die in der Synagoge im Toraschrein aufbewahrt und zum Lesen zur _Bima_ gebracht werden. Auf der Tora-Rolle ist die heilige Schrift, die für jüdische und christliche Gläubige gleichermaßen gilt, aufgeschrieben.
„Tora“ ist ein hebräisches Wort und bedeutet „Lehre“ oder „Gesetz“. Es bezieht sich auf den ersten und wichtigsten Teil des Alten Testaments bzw. der Hebräischen Bibel, nämlich die Bücher Genesis (1. Buch Mose), Exodus (2. Buch Mose), Levitikus (3. Buch Mose), Numeri (4. Buch Mose) und Deuteronomium (5. Buch Mose). In der jüdischen Tradition werden diese Bücher allerdings meist mit dem ersten Wort des jeweiligen Buches bezeichnet, heißen also _Bereschit_ („Am Anfang“), _Schemot_ („Namen“), _Va-Jikra_ („Gott rief“), _Be-Midbar_ („In der Wüste“) und _Devarim_ („Worte“).
Hergestellt wird die Tora-Rolle von einem Schreiber (_Sofer_), und zwar handschriftlich und mit besonderen Gebeten und Vorbereitungen. Der Sofer nutzt dafür besondere Tinte, die keine Metallverbindungen enthält, weil aus Metall Waffen gemacht werden können, dazu besondere Schreibinstrumente aus Gänse- oder Truthahnfedern. Jeder der über 300.000 Buchstaben wird mit besonderer Sorgfalt geschrieben, dabei darf kein Fehler auftreten.
Geschrieben wird auf einzelne Pergamentbögen, die aus koscherem Material hergestellt werden, also aus Rinder- oder Ziegenhaut. Nach der Fertigstellung werden die einzelnen Pergamentbögen zusammen genäht, die Rolle auf Holzstäbe gewickelt, mit einem Mantel aus Stoff versehen und feierlich in die Synagoge gebracht.
Da man die eigentliche Tora-Rolle sehr pfleglich behandelt, vorsichtig benutzt und nur mit einem Zeigestock (_Jad_) berührt, halten Tora-Rollen sehr lange. Viele überdauern mehrere hundert Jahre.
Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen erhielt am 30. September 2021 eine neue Tora-Rolle, die vom Berliner Schreiber Reuven Yaakobov in zwei Jahren Arbeit angefertigt worden war. Sie ist ein Geschenk der beiden großen christlichen Kirchen in Thüringen an die jüdische Gemeinde und wird von nun an im Gottesdienst genutzt.
Toraschrein
Der Toraschrein (auf Hebräisch „Aron ha-Qodesch“, „der heilige Schrein“) gehört zur Grundausstattung einer [Synagoge][1] und befindet sich an der nach Jerusalem gerichteten Wand, in Europa also an der Ostwand. Er enthält die [Tora][2]rollen, die von einem Schreiber, dem [Sofer][3], unter speziellen Vorkehrungen hergestellt wurden. Im jüdischen Gottesdienst wird der Toraschrein geöffnet, die Torarollen werden herausgenommen, zur [Bima][4] getragen und dort verlesen.
Torawimpel
Torawimpel sind textile Bänder, die um die [Torarollen][1] in der [Synagoge][2] gewickelt sind und oft aus Beschneidungswindeln gefertigt wurden. Sie verbinden als rituelle Gegenstände das Ritual der [Beschneidung][3] (erste Nutzung des Bandes als Windel) mit dem der [Bar Mizwa][4] (zweite Nutzung als Geschenk der Familie an die Gemeinde). Torawimpel sind Zeugnisse von jüdischer Volkskunst; sie sind oft bedruckt, bemalt oder bestickt und zeigen Menschen, Tierkreiszeichen, Hochzeitsszenen oder Toradarstellungen. Außerdem geben sie genealogische Hinweise, da sie den hebräischen Namen des Kindes, das Geburtsdatum und auch oft den Namen des Vaters vermerken.
Torawimpel aus der jüdischen Gemeinde Rudolstadt
In der Judaica-Sammlung der Heidecksburg Rudolstadt haben sich einige bedeutende Stücke erhalten, die Zeugnis über das religiöse und auch das Alltagsleben der kleinen jüdischen Gemeinschaft geben, die sich in Rudolstadt angesiedelt hatte. Erhalten sind die Torawimpel von:
- Hirsch, Sohn des Shmuel, aus dem Jahr 1763,
- Abraham, Sohn des Meika, aus dem Jahr 1781,
- einem Unbekannten, Sohn des Gershon, aus dem Jahr 1795 (hier ist der erste Teil verloren gegangen),
- Yissachar, Sohn des Tevele, aus dem Jahr 1799 und
- Itzik, Sohn des Gershon, aus dem Jahr 1800.
Bedruckt mit der Methode des Kattundrucks in zwei Farben zeigen sie florale Motive, ein in Bänder gehülltes Baby, Sternzeichen, den Glückswunsch „Mazel Tov“, eine aufgerollte Tora, eine Hochzeitsszene und einige andere dekorative Elemente. Inschriften enthalten den Namen und die Abstammung des Kindes, den Wunsch, dass er die Tora studieren und heiraten möge und gute Taten vollbringen solle. Aufgrund der Dekoration kann vermutet werden, dass ein weiterer Torawimpel, der sich jetzt im Jewish Museum New York befindet, ebenfalls zu denen in der Rudolstädter Sammlung gehört.
Torawimpel helfen dabei, die Genese jüdischer Familien zu erforschen. Im Fall der Rudolstädter Exemplare erschließt sich zum Beispiel aus den Wimpeln und den in den Stadtarchiven gefundenen Materialien, dass sowohl der Rudolstädter Fürst als auch sein Bruder bei den Beschneidungszeremonien von Yissachar (Bernhard David Hirsch) und Itzik (Julius Isaak Callmann) anwesend waren.
[1]: lidoRecID://121280774X/lido/6162f1ca175376.73415799 "Tora-Rolle"
Trauerperiode der drei Wochen
Zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw im jüdischen Kalender liegt eine Trauerperiode von etwa drei Wochen, weil in dieser Zeit das jüdische Volk immer wieder von Katastrophen betroffen wurde, die entweder das gesamte Volk oder einzelne Gruppen in ihrer Existenz bedrohten.
So wird am 17. Tammus mit einem Halbfastentag an die gewaltsame Überwindung der [Jerusalem][1]er Stadtmauern durch die römischen Truppen im Jahr 70 u.Z. erinnert. Sie begannen danach mit der Eroberung der Stadt, und zerstörten den zweiten Tempels am 9. Aw. Nach der Tradition wurde auch der erste [Tempel][2] im Jahre 586 v.u.Z. am 9. Aw zerstört. Auch andere katastrophale Ereignisse werden auf den 9. Aw datiert, so unter anderem die Ausweisung der Juden aus England im Jahre 1290 oder die Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492.
Die evangelischen Kirchen Deutschlands beziehen sich auf diese Ereignisse, wenn sie am 11. Sonntag nach Pfingsten den „[Israelsonntag][3]“ begehen.
Tu Bischwat
Das sogenannte „Neujahrsfest der Bäume“ ist ein nichtbiblischer Feiertag, es erinnert jedoch an das biblische Gebot, die Früchte von neugepflanzten Bäumen erst im fünften Jahr zu verzehren. Es fällt etwa in die Zeit, wenn in Israel die Regenperiode endet und die ideale Pflanzperiode beginnt. In Israel wird Tu Bischwat als nationaler Feiertag begangen, an dem Schulkinder und Erwachsene im ganzen Land neue Bäume pflanzen. Außerhalb von Israel bemühen sich jüdische Familien, Früchte zu verzehren, die auch in Israel wachsen, um an die Vegetation dort und das Land der Vorfahren und der Bibel zu erinnern.
Ultraorthodoxes Judentum
Im heutigen [orthodoxen Judentum][1] wird zwischen modern-orthodox und ultraorthodox unterschieden. Das orthodoxe Judentum orientiert sich an [Tora][2] und [Talmud][3], also der schriftlichen und mündlichen Lehre, die das Judentum begründet. Das rabbinische Judentum wird als die Instanz verstanden, die das Wort Gottes auf der Grundlage der Überlieferung interpretiert und es so Juden und Jüdinnen ermöglicht, ihr ganzes Leben als Gottesdienst zu verstehen und zu entfalten. Vielfältige religionsgesetzliche Vorschriften, die Halacha, bestimmen den Tagesablauf und alltägliche Entscheidungen zu allen Fragen des Lebens. Das ultraorthodoxe Judentum ist die konservativste Richtung des Judentums. Es entstand im 19. Jahrhundert als Reaktion auf vielfältige Reformbemühungen in Mittel- und Osteuropa. Ultraorthodoxe Juden sind schon an ihrem Kleidungsstil erkennbar. Sie leben eher abgeschieden von der modernen Welt, lehnen modernes weltliches Wissen ab und folgen oft einem geistlichen Oberhaupt. Einige wenige Gruppierungen lehnen sogar den Staat Israel ab und glauben, dass nur der Messias den jüdischen Staat wiedererrichten kann. Andere beteiligen sich an der israelischen Politik. In Israel verbringt ein Großteil der ultraorthodoxen Männer seine Zeit mit dem Studium der heiligen Schriften und geht keiner Erwerbsarbeit nach. Finanzielle Hilfe für sie und ihre meist großen Familien kommt von Spendern und vom Staat, gleichwohl leben viele ultraorthodoxe Familien in Armut. In Israel sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung ultraorthodox, ihre Zentren befindet sich in den Ortschaften Bnei Brak und Beit Schemesch sowie im Jerusalemer Stadtteil Mea Schearim. Auch in den USA und Kanada gibt es große ultraorthodoxe Gruppierungen, weniger in Europa.
Zoff
Ärger, Streit und Zank - das passiert, wenn man mit jemandem „Zoff hat“. Auch dieser Begriff stammt aus dem Jiddischen und dem Hebräischen. Manche Forscher meinen, dass er vom Hebräischen „sof“ = Deutsch „Ende“ kommt, andere führen ihn auf Hebräisch „sa’af“ = Deutsch „Zorn“ zurück. Was passiert, wenn man Ärger, Streit, Zank und Zoff hat? Die Dinge nehmen ein böses Ende. Wer mehr über die bekanntesten Redewendungen mit jiddischem Ursprung wissen will, kann in der Liste von Bastian Sick, bekannt durch das Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“, nachlesen.
„Schickse“
„Schickse“ ist ein abwertendes Wort für eine nicht-jüdische Frau. Der Begriff stammt vom hebräischen Wort für „unrein“ ab und sollte sicherlich unterstreichen, dass nur jüdische Mädchen für Heirat und Familiengründung in Frage kommen. Über das [Jiddische][1] und [Rotwelsche][2] gelangte das Wort dann auch in die deutsche Sprache und wird dort ausschließlich negativ verwendet, so u.a. für attraktive Frauen, die die Männer in Versuchung bringen oder auch stark geschminkte Frauen. Im Englischen benutzt man es oft mit einem Augenzwinkern, so ist eine „shiksa princess“ attraktives und leicht eingebildetes blondes Mädchen nicht-jüdischer Abstammung. Und auch in Deutschland setzt sich inzwischen eine positiv konnotierte Bedeutung durch. So nennt sich eine Gruppe von weiblichen Fans des BVB „Die BVB-Schicksen“.