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Baal Kore

Der „Vorleser“ (Baal Kore) teil sich mit dem „Vorsänger“ (Chazan, [Kantor][1] ) und dem [Rabbiner][2] oder der [Rabbinerin][2] die liturgischen Rollen im jüdischen Gottesdienst in der [Synagoge][3]. Seine Aufgabe ist es, den wöchentlichen Abschnitt aus der [Tora][4] vorzulesen. Ein gutes Verständnis der Heiligen Schrift ist dabei Voraussetzung, wird die Tora doch meist ohne Satzzeichen und Vokale geschrieben. Außerdem ist es erforderlich, die Te’amim zu kennen. Das sind Zeichen, die angeben, wie die Tora „gesungen“ werden soll. Das Amt des Baal Kore wird traditionell sehr hoch geschätzt, ist er doch der Übermittler der Tora von Mose am Sinai. In manchen Gemeinden werden die Rollen des Kore und des Chazan von einer einzigen Person eingenommen.


[1]: "Kantor / Kantorin"

[2]: "Rabbiner / Rabbinerin"

[3]: "Synagoge"

[4]: "Tora"

Kantor / Kantorin

Der Chasan, „der Vorsänger“ oder Kantor, empfängt im Gottesdienst der [Synagoge][1]  zusammen mit dem [Kore][2] und dem [Rabbiner][3] oder der [Rabbinerin][3] die [Torarolle][4], die aus dem [Toraschrein][5] genommen wurde, an der [Bima][6]. Er oder sie hat dann die Aufgabe, aus der Torarolle vorzulesen bzw. im Sprechgesang vorzutragen. Die ersten Kantoren werden schon im römischen Reich erwähnt. Dort stellte diese Funktion eine ehrenhafte Aufgabe dar, die dem Gemeindeleiter gleich kam. Belege ab dem 9. Jahrhundert erwähnen vor allem seine musikalische Tätigkeit. Im Mittelalter wurde die Rolle des Kantors oft vom Vater auf den Sohn übertragen, und auch heute noch sind die Namen einiger bekannter Kantorenfamilie überliefert. Neben einer schönen Stimme gehören auch die genaue Kenntnis der Liturgie, der hebräischen Sprache und eine untadelige Lebensführung zu den Charakteristika eines Kantors oder einer Kantorin. Ausbildungsstätten für Kantoren und Kantorinnen gibt es vor allem in Israel, in den USA, in Großbritannien, aber auch in Deutschland. Hier bildet das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam Kantoren und Kantorinnen aus. In liberalen Gemeinden können auch Frauen das Kantorenamt bekleiden. Sie werden dann Chasanot genannt.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Baal Kore"

[3]: "Rabbiner / Rabbinerin"

[4]: "Tora"

[5]: "Toraschrein"

[6]: "Bima"

Mohel (Spezialist für Beschneidungen)

Die meisten jüdischen männlichen Säuglinge aus Familien, die sich der religiösen jüdischen Tradition verpflichtet fühlen, werden am achten Tag nach ihrer Geburt beschnitten. Diese Prozedur ist eines der wichtigsten Rituale im Judentum und geht auf den Bibelvers 1. Mose (Genesis) 17,10 zurück. Der Spezialist, der Beschneidungen vornimmt, wird „Mohel“ genannt.  


Die Beschneidung (hebräisch „Brit Mila“) wird in allen Schichten des Judentums durchgeführt und oft auch in jüdischen Familien vorgenommen, die eigentlich säkular leben, also keine anderen jüdischen Bräuche einhalten. Sie symbolisiert den Bund zwischen Gott und Abraham bzw. Gott und Gottes Volk und ist der Eintritt in die jüdische Gemeinschaft. Man hat sie schon in der Antike durchgeführt, wobei unklar ist, wann genau diese Tradition begann.  


Die Ausbildung zum Mohel dauert mehrere Jahre. Dabei wird den zukünftigen Mohalim (Plural von Mohel) nicht nur medizinisches Grundwissen beigebracht, sie müssen auch einen tadellosen Lebenswandel nachweisen und die Gebote des Judentums einhalten. Im Jahr 2012 praktizierten vier Beschneider in Deutschland. Sie und ihre Kollegen arbeiten in der Union der Mohalim mit Sitz in Wien zusammen.  


Hygienische Bedingungen sind heute Voraussetzung für jede Beschneidung, meist werden auch schmerzlindernde Medikamente eingesetzt. Stattfinden kann sie zu Hause, in der Synagoge oder im Gemeindesaal. Soll ein Junge nach dem sechsten Lebensmonat beschnitten werden, muss das allerdings von einem Arzt getan werden.

Rabbiner / Rabbinerin

Der Begriff „Rabbiner“ bedeutet „Meister“ oder „Lehrer“ und geht auf das hebräische Wort für „groß“ zurück. Rabbiner oder Rabbinerin empfangen im Gottesdienst der [Synagoge][1]  zusammen mit dem Kore und dem [Kantor][2] oder der [Kantorin][2] die Torarolle, die aus dem [Toraschrein][3] genommen wurde, an der [Bima][4]. Seine/ihre Hauptaufgabe in der Gemeinde ist es, die [Tora][5] zu lehren und, darauf basierend, religiöse Entscheidungen zu treffen. Im Gottesdienst legt er/sie die Tora aus, im zivilen Bereich in der [Diaspora][6] hat er/sie auch eine richterliche Rolle, vor allem, wenn es um Ehescheidungen geht. Zudem leitet er/sie die Gemeinde und hat seelsorgerliche Aufgaben. Als ersten Rabbiner nennt die [Mischna][7] Jochanan ben Sakkai, der im ersten Jahrhundert vor unserer Zeit tätig war. Die Aufgabe der frühesten Rabbiner war es, die schriftliche und mündliche Tora zu diskutieren und für die Nutzung durch die Gemeinden zu kodifizieren, d.h. in ihrer Auslegung festzulegen. Heute erfolgt die Ausbildung von Rabbinern und Rabbinerinnen in einer [Talmud][8]hochschule („Jeschiwa“), im Rabbinerseminar oder durch ein Studium an einer jüdischen Hochschule. Die Ausbildung dauert fünf bis sieben Jahre und beinhaltet wissenschaftliche Methoden zur Auslegung der Schriften und ein Studium der Religion, Kultur, Literatur und Geschichte des Judentums. Rechtsgelehrsamkeit und Hebräisch kommen hinzu. Die Einsetzung als Rabbiner oder Rabbinerin heißt „Semicha“. Ob auch Frauen die Funktion einer Rabbinerin ausüben dürfen, kommt auf die Frömmigkeitsrichtung der Gemeinde an. In orthodoxen Gemeinden werden sie meist nicht ordiniert, es gibt aber orthodoxe rabbinische Studentinnen. Die erste ordinierte Rabbinerin in Deutschland war Regina Jonas aus Berlin; sie wurde 1935 durch einen Reform-Rabbiner ordiniert, 1944 ermordet. In den USA erhielt Sally Jane Priesant 1972 die Ordination als erste weibliche Rabbinerin. 2009 wurde Sara Hurwitz vom modern-orthodoxen Rabbiner Avi Weiss ordiniert. Sie trug den Titel „Maharat“ und arbeitet in einer modern-orthodoxen Gemeinde als Rabbinerin. Seit 2010 trägt sie den Titel „Rabba“, was innerhalb der jüdischen Orthodoxie und vor allem in der Ultraorthodoxie heftige Kritik hervorgerufen hat.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Kantor / Kantorin"

[3]: "Toraschrein"

[4]: "Bima"

[5]: "Tora"

[6]: "Diaspora"

[7]: "Mischna"

[8]: "Talmud"

Sofer

Ein Sofer ist ein speziell ausgebildeter Schreiber, der die [Tora][1] per Hand auf eine große Pergamentrolle schreibt, die dann im Gottesdienst in der [Synagoge][2] verwendet werden kann. Dazu bereitet sich der Sofer mit bestimmten Gebeten vor und benutzt auch besondere Tinte und besonderes Pergament, auf dem der Text verzeichnet wird. Fehler dürfen beim Schreiben nicht gemacht werden, denn sonst ist der Text nicht perfekt und entspricht nicht der Heiligkeit des Wortes Gottes. Ein Sofer schreibt neben den Torarollen auch Texte für die Nutzung in der [Mesusa][3] oder Verheiratungsurkunden. Daher ist Sofer ein Beruf, der auch im zivilen Bereich eine Bedeutung hat.


[1]: "Tora"

[2]: "Synagoge"

[3]: "Mesusa"

Stolpersteine

Das Projekt „Stolpersteine“ wurde in den 1990er Jahren von dem Künstler Gunter Demnig begonnen. Er verlegt im Boden vor den Wohnhäusern von NS-Opfern kleine Messingtafeln in der Größe 96 x 96 mm und 100 mm Höhe. Auf ihnen vermerkt sind die Namen und, wenn möglich, Lebensdaten von Menschen, die im Verlauf der Herrschaft des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Zunächst als eine Erinnerung an Sinti und Roma gedacht, gibt es nun Stolpersteine für alle von den Nationalsozialisten verfolgte Gruppen, die meisten natürlich für jüdische Menschen. Demnigs Idee war, den Ermordeten, die in den Konzentrationslagern oft nur mit einer Nummer bezeichnet waren, wieder einen Namen zu geben. Das Bücken vor den Steinen, das erforderlich ist um den Text zu lesen, soll eine Verbeugung vor den Opfern symbolisieren. Inzwischen gibt es über 75.000 Stolpersteine in Deutschland und Europa, darunter auch viele in Thüringen so zum Beispiel in Altenburg, Apolda, Bad Blankenburg, Eisenberg, Gera, Kahla, Rudolstadt, Saalfeld, Weida und Zella-Mehlis. Zusammen stellen sie ein großes, vielleicht das größte, dezentrale Mahnmal dar. Das Projekt hat aber auch seine Kritiker. So empfindet es Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kulturgemeinde München als „unerträglich“, dass die Namen von Juden „mit Füßen getreten werden“.