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Die Bauten des Martin Schwarz | Die Synagoge zu Arnstadt (1913 bis 1938)

Die Synagoge zu Arnstadt wurde am 26. September 1913 feierlich eingeweiht, unter Beisein von hohen Würdenträgern von Stadt und Land. Die wachsende jüdische Gemeinde hatte für diesen repräsentativen Bau in der Krappgartenstraße 47 den noch jungen, aber hoch angesehenen Architekten Martin Schwarz (1885–1945) beauftragt. Schwarz hatte zuvor an den Türmen der Liebfrauenkirche und an der Bachkirche gezeigt, dass er klerikale Bauten sanieren und erweitern kann.


Der Bau und die Einweihung der Synagoge war ein städtisches Ereignis, dem viele Honoratioren aus dem ganzen Land beiwohnten und das dem Arnstädter Anzeiger am 28. September vor 105 Jahren fast einen ganzen Titel wert war. Dieses Ereignis war Ausdruck der zunehmenden Anerkennung und Respektierung der jüdischen Gemeinden im 19. Jahrhundert in Deutschland. Noch waren der Erste Weltkrieg fern und die Hoffnungen groß.



Titel des Arnstädter Anzeigers vom 28.09.1913


Die Synagoge war die erste eigenständige Architektur des Martin Schwarz. Der Neubau des Fürst-Günther-Gymnasiums und viele Wohn- und Geschäftshauser folgten, sein letzter Bau in Arnstadt wurde der Milchhof (1928). Die Synagoge ist zugleich die einzige Architektur von Schwarz, die heute nicht mehr steht. In der Pogromnacht der Nationalsozialisten vom 9. November 1938 wurde sie wie viele andere Synagogen im Deutschland systematisch niedergebrannt.


25 Jahre liegen zwischen der Einweihung 1913, die getragen war von jüdischen Hoffnungen, vaterländischen Bekenntnissen und gegenseitigen Wertschätzungen, und der Zerstörung 1938. Die rauchenden Trümmer wurden von der Stadtverwaltung Arnstadt in niederträchtigster Weise als von der jüdischen Gemeinde kostenpflichtig zu behebende Verunreinigung des Stadtbildes behandelt.


Die Ausstellung, kuratiert von Jörg Kaps (Träger des German Jewish History Award) und Judith Rüber, dokumentierte beide Seiten des jüdischen Lebens in Arnstadt: Sie zeigte, bezugnehmend auf die Einweihung der Synagoge vor 107 Jahren, die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Arnstadt im aufgeklärten Deutschland des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zugleich beleuchtete sie die tiefliegenden antisemitischen Ressentiments der Weimarer Republik, die von den Nationalsozialisten reaktiviert und in offenen Hass verwandelt wurden.


Anhand von Faksimiles, Zeitungsausschnitten und Fotografien gab die Ausstellung einen Überblick über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Arnstadt, sie zeigt die Baugeschichte der Synagoge anhand der Originalpläne des Architekten Martin Schwarz und dokumentierte die Ereignisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 sowie den niederträchtigen Umgang der damaligen Stadtverwaltung mit den Trümmern auf dem Gelände an der Krappgartenstraße 47.


Themen der Ausstellung




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360°-Rundgang durch die Ausstellung

Team

  • Kuratiert von: Judith Rüber, Jörg Kaps
  • Fotos: Jan Kobel  

Impressionen

Die Ausstellung war vom 15.9. bis zum 25.10.2020 in der Liebfrauenkirche in Arnstadt zu sehen.