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Aramäisch

Neben Griechisch war Aramäisch eine weitere Alltags- und Handelssprache, die im Mittelmeerraum und in Mesopotamien das [Hebräische][1] in den Bereich der [Synagoge][2] und in die Gelehrenwelt verdrängte. In Palästina bemühte man sich in jüdischen Bevölkerungskreisen um eine Gesamtübersetzung der Bibel in das Aramäische. Diese aramäische Übersetzung nennt man "Targum", was so viel bedeutet wie „übersetzen“ oder „erklären“. Die biblischen Schriften selbst enthalten viele Aramaismen, zudem sind Teile der Bücher Esra und Daniel in aramäischer Sprache verfasst.  

Aramäisch ist eine nordwest-semitische Sprache, die sich in Syrien vor etwa 3000 Jahren entwickelte. Man unterscheidet verschiedene Sprachstufen. Eine davon ist das Reichsaramäisch, dass sich im neoassyrischen, neobabylonischen und später auch dem persischen Reich als internationale und Umgangssprache durchsetzen konnte. In wenigen kleinen Sprachinseln wird es heute noch gesprochen, so in Malula bei Damaskus, in der Südosttürkei, und im südlichen Irak. Viele der aramäisch sprechenden Bevölkerungsgruppen sind inzwischen in die USA, nach Israel oder Europa ausgewandert.


[1]: "Hebräisch"

[2]: "Synagoge"

Chanukka

Das jüdische Lichterfest Chanukka geht vom Wort her auf die Begriffe „Weihung“ oder „Einweihung“ zurück und erinnert Jüdinnen und Juden an die Geschehnisse um das Jahr 164 vor der Zeitenwende. Zur damaligen Zeit war es den Juden verboten, ihre Religion frei auszuüben. Die griechischen Machthaber unter Antiochus IV. hatten ihnen verboten, Gottesdienste zu feiern oder [Tora][1] zu studieren. Auf diese Unterdrückung antwortete die jüdische Makkabäerrevolte, benannt nach ihrem Anführer Judas Makkabäus. Als die Juden siegten und der [Tempel][2] in [Jerusalem][3]  wieder Gott geweiht war, wurde ein Leuchter mit geweihtem Öl entzündet. Von solchem Öl gab es jedoch nur noch einen Vorrat für einen Tag. Der Tradition zufolge, brannte der Leuchter aber acht Tage lang, bis neues geweihtes Öl hergestellt werden konnte. Dieses Wunder und die Ereignisse des ersten Chanukka werden von jüdischen Familien jährlich festlich begangen und erinnert. Im Mittelpunkt steht dabei der Chanukka-Leuchter, der jeden Abend, eine Kerze nach der anderen und immer eine mehr, angezündet wird. Daher besitzt der Chanukka-Leuchter acht Arme und einen weiteren mit dem „Diener“ – das ist die Kerze, mit deren Hilfe die eigentlichen Chanukka-Lichter entzündet werden. Außerdem wird gebetet, gesungen, man spielt mit dem [Dreidel][4] und isst besondere, in Öl gebackene Speisen wie Kartoffelpuffer (Lattkes). Die Kinder bekommen kleine Geschenke und Süßigkeiten, und auch das wohltätige Spenden für Andere nimmt einen wichtigen Raum im Familienfest ein.


[1]: "Tora"

[2]: "Tempel"

[3]: "Jerusalem"

[4]: "Dreidel"

Dendrochronologie

Mit der naturwissenschaftlichen Methode der Dendrochronologie kann man das Alter von Hölzern feststellen, die in Gebäude z.B. in [Synagogen][1] verbaut sind oder zur Herstellung von größeren hölzernen Gegenständen benutzt wurden. Mit dieser Methode kann man dann auf das Alter der Gebäude oder Gegenstände schließen. In der Dendrochronologie werden die Jahresringe des Holzes untersucht. Diese lassen sich aufgrund ihrer Breite einer bestimmten geografischen Region und einem bestimmten Zeitraum zuordnen. Nach dem letzten Jahresring lässt sich das Fälldatum des Baumes bestimmen, der dann zu einem Brett oder einem Balken verarbeitet wurde. Die Dendrochronologie kann, falls die Holzprobe bis zur Waldkante reicht, manchmal sogar die Jahreszeit der Fällung bestimmen. Wichtig für eine solche genaue Bestimmung ist aber eine ausreichende Wuchsdauer, damit ein charakteristisches Muster an Ringen zur Untersuchung vorliegt. Im Fall der Datierung der Alten Synagogen in Erfurt wurde zusätzlich noch die 14C-Analyse herangezogen, da das Holz stark verkohlt war und damit verzogen.


[1]: "Synagoge"

Exegese

Exegese bedeutet „Auslegung“ und bezeichnet das ernsthafte Bemühen, heilige Texte wie die Bibel oder die [Tora][1] zu verstehen. Die Auslegung versucht, sowohl die ursprüngliche Intention der Verfasser offen zu legen wie auch den Text in den eigenen Kontext zu übersetzen. Da Auslegung immer Interpretation ist und auf dem individuellen Verständnis und dem geschichtlichen und religiösen Umfeld des Auslegers oder der Auslegerin beruht, muss man verschiedene Arten von Exegese unterscheiden. Einige von ihnen sind hier beschrieben:

Diee jüdische Bibelauslegung oder Exegese begann wahrscheinlich schon, bevor festgelegt wurde, welche Schriften denn im Bibelkanon enthalten sind. Davon zeugt die Unterscheidung zwischen schriftlicher und mündlicher Tora. Innerhalb der Hebräischen Bibel begegnet jüdische Exegese immer dann, wenn Geschichten fortgeschrieben oder redaktionell verändert wurden. Einige Spuren davon kann man noch im Text erkennen. Rabbinische Bibelinterpretation, solche Werke wie [Mischna][2], [Talmud][3] und [Targum][4], gehören zur jüdischen Exegese hinzu, und auch heute noch wird weiter ausgelegt und interpretiert, teilweise auch mit den Methoden der historisch-kritischen Exegese oder in Auseinandersetzung mit ihr.

Die christliche Exegese bemüht sich um eine Bibelauslegung im Licht von Jesus Christus und mit dem Ziel, die Entstehung und Geschichte von Kirche zu verstehen und weiter zu schreiben. Mit verschiedenen Methoden nimmt sie den Text in den Blick, die Sache, die im Text behandelt wird, oder auch die Leserschaft, die den Text nutzt.

Die historisch-kritische Exegese ist eine wissenschaftliche Methode, die philologische und historische Fragen stellt und sie auf die Bibel bezieht. Sie will herausfinden, welchen Sinn ein biblischer Text zur Zeit seiner Entstehung hatte und wie sich dieser Sinn über die Zeiten gewandelt hat. Religiöse Überzeugungen sollen dabei keine Rolle spielen.

Die befreiungstheologische Exegese entstand in den 1960er Jahren und ist eine lateinamerikanische Bewegung, die versucht, die sozio-politische Ungleichheiten innerhalb der lateinamerikanischen Bevölkerung in den Blick zu nehmen. Sie sieht Jesus Christus vor allem als den Befreier von Unterdrückung an und verlagert die Exegese von den Wissenschaftlern zu den sogenannten Basisgemeinden, die Bibellektüre „von unten“ betreiben. Aus ihr heraus entwickelte sich auch die schwarze Bibelauslegung, bei der die Unterdrückung der Schwarzen in den USA in den Blick genommen wird.

Die feministische Exegese ist eine Auslegungsrichtung der Bibel, die unter christlichen und jüdischen Auslegerinnen genutzt wird und die die Lebenssituationen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe in den Blick nimmt. Sie entdeckt biblische Geschichten von Frauen wieder, berücksichtigt die patriarchalen Entstehungsbedingungen der heiligen Texte und die Vertextlichung der Offenbarung Gottes durch Männer, deckt Spuren von Göttinnenanbetung im Alten Testament auf oder hebt weibliche Aspekte Gottes und der Religion hervor. Feministische Exegese ist von methodischer Vielfalt und einer Vielfalt an Zielen geprägt.


[1]: "Tora"

[2]: "Mischna"

[3]: "Talmud"

[4]: "Targum"

Griechisch

Aufgrund geschichtlicher Umstände, Vertreibung und Verfolgung, mussten viele Jüdinnen und Juden schon immer in der Diaspora, d.h. außerhalb von Israel, leben und sich den dortigen Gegebenheiten anpassen. Auch die Alltagssprache war nicht immer Hebräisch, schon gar nicht das biblische [Hebräisch][1], in dem die größten Teile der Hebräischen Bibel / des Alten Testaments geschrieben waren. Eine Sprache, die im antiken Israel um die Zeitenwende herum wichtig wurde, war Griechisch.

Im antiken hellenistischen Einflussbereich bemühte sich die jüdische Bevölkerung, die in der Mehrzahl Griechisch sprach und das Hebräische nur für Rituale und in der [Synagoge][2] benutzte, um eine griechische Übersetzung der Bibel. Es entstand die sogenannte Septuaginta. Der Name der griechischen Bibelübersetzung basiert auf der Legende, dass 70 Männer damit beauftragt waren, die Alte Testament ins Griechische zu übersetzen. Als sie wieder zusammen kamen stellte man fest, dass die 70 Übersetzungen genau deckungsgleich waren. Gott wollte nämlich, dass auch die griechische Übersetzung das autoritative Gotteswort bleibt, will die Legende sagen.

Tatsächlich war Griechisch zu dieser Zeit aber vor allem Alltags- und Handelssprache, mit deren Hilfe sich die jüdische Bevölkerung weit über die Grenzen Israels hinaus verständigen konnte, da auch viele andere Gebiete im Mittelmeerraum zu dieser Zeit von den Griechen regiert wurden. Die Vorherrschaft des Griechischen zu dieser Zeit führte auch dazu, dass das damals entstandene Neue Testament auf Griechisch verfasst wurde.


[1]: "Hebräisch"

[2]: "Synagoge"

Hebräisch

Von rechts nach links geschrieben? Total abgefahrene, ganz anders aussehende Buchstaben? Keine Groß- und Kleinschreibung? Nur Konsonanten aber keine Vokale wie a, e, i, o oder u? Viele meinen, Hebräisch sei eine Art Geheimsprache, weil sie so ganz anders aussieht und funktioniert als Deutsch oder Englisch. Und dass sie sehr schwer zu erlernen sei. Dabei sprechen und schreiben doch Millionen von Menschen Hebräisch als ihre Muttersprache.  

Hebräisch ist eine semitische Sprache und mit Arabisch, Aramäisch und einigen altorientalischen Sprachen verwandt. Es gab sie schon vor 3000 Jahren. Damals wurde sie zur Sprache des Alten Testament, das vielleicht eher als hebräische Bibel bezeichnet werden kann. Heute bezeichnet man diese älteste Sprachstufe als Althebräisch. Die ältesten Schriftstücke in Althebräisch sind der sogenannte Gezer-Kalender und die Texte auf den Schriftrollen von Qumran, die am Toten Meer gefunden wurden. Etwa um die Zeitenwende, also vor 2000 Jahren, wurde Mittelhebräisch zur Sprache gelehrter Juden, die lange Zeit nur noch in der Liturgie der [Synagoge][1] oder zur Abfassung von gelehrten Texten genutzt wurde. Im Alltag sprach man Aramäisch oder auch Griechisch. Aufgrund von Zerstreuung, [Diaspora][2] und [Verfolgung][3] der jüdischen Bevölkerung und Kultur, gab es eine lange Zeit keine Muttersprachler mehr. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde dann von Eliezer Ben-Jehuda Neuhebräisch (Ivrit) entwickelt. Es sollte die alte/neue Muttersprache und die Alltagssprache derer werden, die in einem neu zu gründenden jüdischen Nationalstaat leben sollten. Ben-Jehudas Sohn wurde 1882 geboren und dann auch ausschließlich auf Hebräisch erzogen. Es heißt, dass er das erste Kind seit etwa 2000 Jahren war, dessen Muttersprache Hebräisch war, eben das moderne Hebräisch, dass sein Vater wieder zum Leben erwecken wollte. Natürlich wurden für das Neuhebräische viele Wörter neu geschaffen, 1910 erschien das erste Wörterbuch. 1922 entschied das Hochkommissariat des britischen Mandats für Palästina, dass Hebräisch neben Arabisch und Englisch offizielle Amtssprache dort werden sollte.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Diaspora"

[3]: "Schoa / Holocaust"

Israelsonntag der Kirchen

Zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw im jüdischen Kalender findet eine [Trauerperiode][1] von etwa drei Wochen statt, weil in dieser Zeit das jüdische Volk immer wieder von Katastrophen betroffen wurde: nach der Tradition wurden sowohl der erste als auch der zweite [Tempel][2] in [Jerusalem][3] [Jerusalem][3]  586 v.u.Z. bzw. 70 u.Z. am 9. Aw zerstört, außerdem fanden immer wieder [Pogrome][4] und Vertreibungen an diesem Tag statt. Die evangelischen Kirchen Deutschlands beziehen sich ebenfalls auf diese Ereignisse, wenn sie am 10. Sonntag nach Trinitatis (11. Sonntag nach Pfingsten) den „Israelsonntag“ begehen.

Vom Mittelalter bis in die 1960er Jahre hinein wurde dieser Tag „Judensonntag“ genannt. Lukas 19,41-48, das Weinen von Jesus über Jerusalem, war der übliche Lesetext. Dieser Abschnitt des Lukasevangeliums wurde so interpretiert, dass die Juden ihr Heiligtum, den Tempel, als Strafe für die Tötung ihres Messias verloren hatten, darum auch Jerusalem zerstört und das jüdische Volk in alle Welt zerstreut wurde. Früher wurde dieser Tag genutzt, um Juden – als vermeintlich einzig möglicher Weg zu ihrer Rettung – zur christlichen Taufe zu bewegen. Da dieser Weg freilich so gut wie nie gewählt wurde, waren Zwangsbekehrungen und Pogrome die Folge. Heute wird der Israelsonntag als Aufruf zur Buße und Umkehr an die Christen verstanden, die Schuld der Kirchen bei Verfolgung und Ermordung der Juden zu erinnern sowie Antisemitismus und Rassismus entgegen zu treten. Das Neue Testament und die Kirche werden nun als Teile der Glaubensgeschichte von Gott mit Gottes Volk gesehen. Dementsprechend wird jetzt meist Markus 12,28-34 als Evangeliumslesung gewählt, ein Text, in dem Jesus das „Schma Israel“, das Glaubensbekenntnis Israels, bekräftigt. Die liturgische Farbe ist Violett, die Farbe für Buße und die Bitte um Vergebung.


[1]: "Trauerperiode der drei Wochen"

[2]: "Tempel"

[3]: "Jerusalem"

[4]: "Pogrom"

Jiddisch

Jiddisch ist eine germanische Sprache, die mit [hebräischen ][1]Schriftzeichen, also von rechts nach links, geschrieben wird. Sie entstand im Zeitraum zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert im südwestlichen Deutschland. Damals fügten jüdische Bevölkerungsgruppen dem Deutschen hebräische Wörter hinzu. Als diese europäischen jüdischen Familien nach Osteuropa aussiedelten, wurden slawische Einflüssen auf das Jiddische stärker. Als die osteuropäischen Juden und Jüdinnen wieder vertrieben wurden, entwickelte sich auch ihre Sprache weiter und nahm das jeweilige Kolorit der neuen Landessprachen auf: das amerikanische Englisch oder auch das in Lateinamerika gesprochene Spanisch. Langsam breitete sich die jiddische Sprache also von Mittel- nach Osteuropa hin aus und danach in die ganze Welt. So wurde es zur Alltagssprache einer großen Bevölkerungsgruppe, ohne dass man Jiddisch jedoch einem bestimmten Land oder Gebiet zuordnen könnte. Anfang des 20. Jahrhunderts sprachen etwa elf Millionen Menschen Jiddisch. Aufgrund der Nazi-Herrschaft und der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung gab es nach der [Schoa][2] nur noch vier bis fünf Millionen Menschen, die Jiddisch sprachen und auf dem gesamten Erdball verstreut lebten. Heute sind es zwischen 100.000 und einer Millionen. Modernes Hebräisch, Iwrit, das vorwiegend in Israel gesprochen wird, und Jiddisch sind zu unterscheiden. Der Staat Israel entschied sich bewusst für eine Neuschöpfung als Amtssprache, um damit einen Neustart zu symbolisieren. Während man im Deutschen einige Begriffe kennt, die jiddischen Ursprungs sind (z.B. [meschugge][3], [Bammel haben][4], [Dufte][5], [Hals- und Beinbruch][6], [Mischpoche][7], [Schickse][8], [Stuss][9], [Tacheles][10], [Tohuwabohu][11], [Zoff][12]), wird oft vergessen, dass auch große Literatur auf Jiddisch geschrieben wurde. Die literarische Klassik des Jiddischen entstand am Ende des 19. Jahrhunderts, 1978 ging der Literaturnobelpreis an Isaak Singer. Heute bieten wieder einige Universitäten und Kulturinstitute Jiddischkurse an. Auch zeitgenössische Bücher wie die „Harry Potter“ - Serie werden ins Jiddische übersetzt.


[1]: "Hebräisch"

[2]: "Schoa / Holocaust"

[3]: "Meschugge"

[4]: "Bammel"

[5]: "Dufte"

[6]: "Hals und Beinbruch"

[7]: "Mischpoche"

[8]: "„Schickse“"

[9]: "Stuss"

[10]: "Tacheles"

[11]: "Tohuwabohu"

[12]: "Zoff"

Jom Haschoa

Dieser Gedenktag ist neueren Datums und wird seit 1951 in Erinnerung an die Opfer der [Schoa][1] (der Verfolgung und geplanten Judenvernichtung im Dritten Reich) und zu Ehren der Widerstandskämpfer in den Ghettos begangen. Während der Schoa (auch manchmal „Holocaust“ genannt) starben weltweit sechs Millionen Juden. Am Vormittag ertönen in Israel für zwei Minuten lang Sirenen, alle unterbrechen ihre Arbeit und das öffentliche Leben ruht. In der Gedenkstätte Yad Vashem wird an diesem Tag eine Gedenkzeremonie abgehalten.


[1]: "Schoa / Holocaust"

Jom Hasikaron

Der Jom Hasikaron (Deutsch: „Erinnerungstag“) geht der Feier des Unabhängigkeitstages (Jom Ha’azma’ut) voraus. Er erinnert an die gefallenen Soldaten des Unabhängigkeitskrieges von 1948 und an die Opfer des Terrorismus und gehört zu den neueren Feiertagen, die vor allem im Staat Israel begangen werden. Auf den Soldatenfriedhöfen finden Gedenkfeiern statt, ebenso Schweigeminuten für die Gefallenen der israelischen Armee.

Jom Ha‘azma’ut

An diesem Tag feiern Juden auf der ganzen Welt die Ausrufung der Unabhängigkeit des Staates Israel am 15. Mai 1948. Der Jom Hasikaron (Deutsch: „Erinnerungstag“) geht diesem Tag voraus. Dabei gilt jedoch der jüdische Kalender, der Feiertag fällt daher meist nicht mit dem 15. Mai zusammen. Die jüdischen New Yorker Musiker „The Maccabeats“ verarbeiten das Thema in „Yom Haatzmaut“, einem ihrer weniger bekannten Songs. Dieser enthält originale Filmausschnitte, die die damalige Erklärung der Unabhängigkeit sowie frühes Filmmaterial aus Israel zeigen. Die Liedzeilen sind an den Text der Unabhängigkeitserklärung angelehnt.

Jom Jeruschalajim

Der „Jerusalemtag“ ist ein neuer jüdischer Feiertag und erinnert an die Befreiung und Wiedervereinigung der Stadt Jerusalem im Jahre 1967. Damals hatte die israelische Armee im sogenannten Sechs-Tage-Krieg die Armeen Ägyptens, Jordaniens und Syriens besiegt, die geteilte Stadt wurde wieder vereint. Die sogenannte Klagemauer (= Westmauer des einstigen Tempels als dessen letztem baulichen Rest) kam zusammen mit der Altstadt Jerusalems unter israelische Kontrolle. Eine Ausnahme ist der Tempelberg selbst, dessen Verwaltung kurz nach der Eroberung Jerusalems der islamischen Religionsbehörde „Waqf“ übertragen wurde.

Jom Kippur

Auf [Rosh Ha-Shana][1] folgen zehn Bußtage, die mit Jom Kippur, dem Versöhnungstag, enden. In der jüdischen Tradition ist dies der wichtigste Feiertag des Jahres, denn an ihm wird die Sünde der Menschen von Gott vergeben. Der Versöhnungstag ist von Gedanken und Gebeten von Reue, Buße, Umkehr und eben Versöhnung mit Gott geprägt. Wer Jom Kippur traditionell feiert, fastet an diesem Tag. Auch die Körperpflege (mit Ausnahme des Benetzens der Hände und der Augen) wird unterbrochen. Vor dem [Synagoge][2]nbesuch entzündet man zu Hause ein Licht, das an die Verstorbenen erinnern soll und 24 Stunden lang brennt. Alle Gewänder und auch die Ausstattung der Synagoge sind in Weiß gehalten. Der gemeinsame Abendgottesdienst beginnt mit den Anfangsworten „Kol Nidre“, zu Deutsch „Alle Gelübde […]“, es folgt eine Erklärung, dass alle Gelübde und Schwüre nun nichtig sind. Die gesamte Nacht und der darauffolgende Tag sind dann verschiedenen Gebeten und Ritualen gewidmet. Zum Ende des eintägigen Fasten-Festes wird der Mondsegen im Freien erteilt. Es folgt das Fastenbrechen, das sogenannte „Anbeißen“, mit einem festlichen Mahl und Wünschen für ein gutes Jahr. 


[1]: "Rosch HaSchana"

[2]: "Synagoge"

Konservatives Judentum

Das Judentum ist in seinen Strömungen so bunt wie vielfältig. Das Konservative Judentum (Conservative Judaism) entstand im 19. Jahrhundert aus dem amerikanischen Reformjudentum und siedelt sich zwischen dem [orthodox][1]en und dem Reformjudentum an. Ihr Ziel war es, Gesetze und Praktiken des orthodoxen Judentums den modernen Lebensweisen von Juden anzupassen. Im deutschsprachigen Raum wird es eher zum liberalen Judentum gezählt, in Israel nennt man es „masorti“,_ _„traditionell“. Der [Rekonstruktionismus][2] entstand aus dieser Bewegung heraus. Juden, die dem Konservativen Judentum angehören, glauben, dass die schriftliche ([Tora][3]) und die mündliche Überlieferung ([Talmud][4]) des Wortes Gottes nicht direkt von Gott am Berg Sinai an die Menschen übermittelt, sondern über einen langen Zeitraum von Menschen entwickelt wurden. Mit den Methoden der wissenschaftlichen [Exegese][5] können die heiligen Schriften ausgelegt werden. Die Regeln des Judentums, die „Halacha“, werden im Konservativen Judentum wert geschätzt, sollen aber den jeweils neuen Zeiten angepasst werden. Die meisten Mitglieder dieser Bewegung halten die Speisegebote ([koscher][6]e Lebensweise) und die Regeln zum Schabbat ein, allerdings werden viele diesbezügliche Regeln etwas milder ausgelegt. Mann und Frau gelten als gleichwertig, seit 1984 können auch Frauen Rabbinerinnen werden. In den USA entwickelte sich das Jewish Theological Seminary zur wichtigsten Ausbildungsstätte des Konservativen Judentums. In den Vereinigten Staaten befinden sich auch die meisten Gemeinden. Nach Israel kam die Bewegung in den 1970er Jahren durch Auswanderung amerikanischer Rabbiner. Das Oberrabinat des Staates Israel erkennt Übertritte zum Judentum nach konservativen Regeln nicht an. In Deutschland gibt es wenige Gemeinden dieser Richtung in Berlin, Hamburg und in Weiden in der Oberpfalz.


[1]: "Orthodoxes Judentum"

[2]: "Rekonstruktionistisches Judentum"

[3]: "Tora"

[4]: "Talmud"

[5]: "Exegese"

[6]: "Koscher"

Liberales Judentum / Progressives Judentum / Reformjudentum

Das Liberale Judentum ist ein Paradebeispiel für die bunte Vielfalt der Strömungen im Judentum, die regional unterschiedlich und aus den jeweiligen geschichtlichen Voraussetzungen heraus entstanden sind. Die Ursprünge dieser Bewegung liegen in Deutschland und gehen hier u.a. auf Abraham Geiger zurück. Heute gibt es verschiedene Reformgruppen oder auch liberale oder progressive Gruppen, die sich unter einem Dachverband, der Weltunion für progressives Judentum, vereinen. Mitglieder dieser verschiedenen Gruppen unterteilen die Gebote des Judentums in ethische und rituelle Gesetze. Erstere werden als zeitlos verstanden, letztere als etwas, was den jeweiligen Umständen angepasst werden muss. Anders als in der [Orthodoxie][1] versteht man Offenbarung nicht als einmalig und unveränderlich ([Tora][2]) sondern als ständig stattfindender Dialog zwischen Gott und den Menschen. Wie im [Konservativen Judentum][3] können die heiligen Schriften durch wissenschaftliche Methoden wie die [Exegese][4] ausgelegt werden. Die Liturgie der liberalen Gemeinden ist eine Mischung aus Hebräisch und der jeweiligen Landessprache, Musikinstrumente sind erlaubt. Mann und Frau werden als gleichberechtigt verstanden, Frauen können heute selbstverständlich Rabbinerinnen werden. In den USA hat die Richtung des „Reform Judaism“ die meisten Mitglieder, dort werden Kinder als jüdisch anerkannt, wenn sie nur eine jüdische Mutter oder nur einen jüdischen Vater haben. In Deutschland gibt es rund 20 liberale Gemeinden. Auch das Abraham-Geiger-Kolleg, ein Rabbinerseminar, rechnet sich dieser Bewegung zu. Im Staat Israel hingegen bildet das Liberale Judentum eine verschwindend kleine Minderheit.


[1]: "Orthodoxes Judentum"

[2]: "Tora"

[3]: "Konservatives Judentum"

[4]: "Exegese"

Orthodoxes Judentum

Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „orthos“ (richtig“) und „doxa“ (Lehre) zusammen, folgerichtig verstehen sich orthodoxe Juden als „der richtigen Lehre angehörend“. Der Begriff entstand im 19. Jahrhundert in Abgrenzung zum damals entstehenden Reformjudentum. Im heutigen orthodoxen Judentum wird zwischen modern-orthodox und ultraorthodox unterschieden, wobei die Entwicklungslinien innerhalb der Orthodoxie nicht gerade verlaufen. So wird zum Beispiel der Rabbiner Samson Raphael Hirsch, der im 19. Jahrhundert die neo-orthodoxe Bewegung gründete, von beiden modernen orthodoxen Strömungen als Inspiration in Anspruch genommen. Das orthodoxe Judentum orientiert sich an [Tora][1] und [Talmud][2], also der schriftlichen und mündlichen Lehre, die das Judentum begründet. Das rabbinische Judentum wird als die Instanz verstanden, die das Wort Gottes auf die jeweils moderne Zeit hin interpretiert und es Juden und Jüdinnen ermöglicht, ihr ganzes Leben als Gottesdienst zu verstehen und zu entfalten. Vielfältige religionsgesetzliche Vorschriften, die „Halacha“, bestimmen den Tagesablauf und alltägliche Entscheidungen zu Fragen der Ernährung ([koscher][3]), der Führung des Haushalts, der Rollen von Frau und Mann, der Kindererziehung, der Kleidung und Haartracht, der einzelnen Rituale, die man in Gemeinschaft und individuell einhält und durchführt. Nach orthodoxem Verständnis ist man dann ein Jude, wenn man von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder nach den Regeln der Orthodoxie zum Judentum übergetreten ist.


[1]: "Tora"

[2]: "Talmud"

[3]: "Koscher"

Pessach

Das achttägige Pessachfest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die vorangegangene Leidenszeit in der Sklaverei. Es wird im Frühjahr gefeiert, der traditionellen Zeit für die Ernte der Wintergerste. Bevor Pessach beginnt, findet in den Familien ein gründlicher Hausputz statt, der u.a. auch alles Gesäuerte aus den Wohnungen entfernt. Alle Küchengeräte werden ausgekocht, besonderes Geschirr wird hervorgeholt. Zum Pessachfest gehört die sogenannte Sederfeier, bei der die Geschichte vom Auszug aus Ägypten erzählt und besondere symbolträchtige Speisen gereicht werden. Ungesäuertes Brot (Mazzen) erinnert daran, dass die Israeliten keine Zeit hatten, das Brot aufgehen zu lassen, als sie überstürzt aus Ägypten flohen. Bitterkraut und Salzwasser erinnern an die Tränen, die man in Israel geweint hatte. Charosset, eine Mischung aus Äpfeln, Nüssen und Honig, hat eine ähnliche Farbe wie der Lehm, mit dem die jüdischen Sklaven Ziegel hatten formen müssen. Ein Knochen mit Fleisch daran dient der Erinnerung an das Opfer im Jerusalemer Tempel zu Pessach. Ein gekochtes Ei symbolisiert das Opfer, das man zum Wallfahrtsfest mitbrachte. Die Speisen werden mit Wein gesegnet. Neben dem Becher für den Propheten Elia kommt in manchen Familien noch ein Becher Wasser für Moses‘ Schwester Miriam hinzu, die nach der biblischen Tradition eine wichtige Rolle beim Auszug aus Ägypten gespielt hatte. Die gemeinsame Mahlzeit unterbricht das Vortragen der Texte, die dem Tag seine Bedeutung geben, die sogenannte Pessach-Haggada (auf Deutsch: Pessach-Erzählung). Eingeläutet wird das Verlesen der Texte durch vier Fragen beginnend mit den Worten „Ma Nischtana“, die das jüngste anwesende Kind stellt, und die dann durch Lesung und Erklärung beantwortet werden. Neben den symbolträchtigen Speisen und den wichtigen Texten zum Fest steht in vielen Familien auch der Gesang im Mittelpunkt. Typisch ist zum Beispiel das Lied „Dajenu“, das die göttlichen Geschenke an das Volk Israel beschreibt. Das am Ende jeder Zeile immer wiederholte Wort „Dajenu“ bedeutet „es wäre für uns genug gewesen“. Ausgesagt werden soll, dass schon ein einziges Wunder Gottes genügt hätte, Israel aus der Sklaverei zu retten, dass Gottes Wunder aber weit über ein einziges hinausgingen und hinausgehen.


Rezeptvorschlag für ungesäuertes Brot: 200 g Mazzenmehl (oder eine Mischung aus Weizenvollkorn und Gerstenvollkornmehl zu gleichen Teilen) sowie etwas Salz werden mit 50–80 ml Wasser verknetet, welches löffelweise dazugegeben wird. Der Teig wird in 5 bis 6 gleichgroße Portionen geteilt und rund ausgerollt. Anschließend wird das Brot im heißen Backofen bei 200 Grad knusprig gebacken.


Rezeptvorschlag für Charosset: Für das Fruchtmus werden zwei Äpfel geschält und gerieben und jeweils eine kleine Tasse gemahlene Mandeln, Nüsse und Rosinen untergemischt. Anschließend wird ein Esslöffel Honig hinzugegeben, etwas Zimt und Zitronensaft und gegebenenfalls Wasser, bis ein verstreichbarer Teig entsteht.

Purim

Beim Purimfest wird an die Rettung der Juden in Persien erinnert. Im biblischen Buch Ester wird erzählt, dass der persische Minister Haman versucht hatte, alle Juden in seinem Reich auszurotten. Ester aber, eine Jüdin, die mit dem persischen König verheiratet war, konnte durch Diplomatie und Geschick die Ränke des Ministers behindern und die Juden retten. Zu Purim gibt es eine Reihe von lokalen Bräuchen. Vielerorts kostümieren sich die Kinder und es werden Purimspiele aufgeführt, die die Geschichte der Königin Ester neu erzählen. Vermutet wird, dass die Tradition des Verkleidens vom christlichen Karneval beeinflusst ist, der etwa zeitgleich stattfindet. Zum Purimfest gehören auch Geschenke, festliche Speisen und Spenden für Arme. Typische kulinarische Spezialitäten sind die sogenannten Hamentaschen, dreieckige Gebäckstücke aus Kuchenteig gefüllt mit Mohn, Früchten, Rosinen, Mandeln oder anderen süßen Zutaten. Sie symbolisieren den dreieckigen Hut des persischen Ministers Haman, der von Ester besiegt wurde. Auch alkoholische Getränke sind an diesem Tag erlaubt, wird im biblischen Text doch auch von einem Fest- und Trinkgelage nach der Rettung der Juden gesprochen. In Israel werden die Umzüge und Feierlichkeiten zu Purim dann auch „Ad-lo-jada“ genannt, übersetzt „bis man nicht mehr weiß (was man tut)“. Geht man zum Purimfest in die [Synagoge][1], wird das biblische Buch Ester feierlich verlesen, während die Gemeinde jedes Mal, wenn der Name Haman verlesen wird, mit Ratschen klappert, rasselt, mit den Füßen stampft oder anders Lärm macht. Der oder diejenige, die vorliest, muss an diesen Stellen dann pausieren, denn beim Verlesen des heiligen Textes soll kein Wort verpasst werden.

 

Rezept für Hamentaschen:

Zutaten für den Teig: 375 g Mehl, 225 g Zucker, 175 g Butter oder Margarine in Zimmertemperatur, 1 Ei, jeweils 1 TL Vanillezucker, Natron, Salz

Zutaten für die Füllung: 160 g gemahlener Mohn, 60 g Zucker, 3 EL Honig, Saft 1 Zitrone, 100 ml Apfelsaft, 2 EL Rosinen


Zubereitung:

- Butter, Zucker, Vanillezucker schaumig schlagen

- Ei, Orangensaft nach und nach hinzugeben

- Mehl, Salz, Natron unterrühren

- aus dem glatten Teig eine Kugel formen, in Folie wickeln, 3-4 Stunden kühlen

- Backofen auf 175 Grad vorheizen

- Teig ausrollen, nicht zu dünn, Scheiben von circa 8 cm Durchmesser ausstechen

- Füllung in die Mitte

- von drei Seiten Ränder umklappen, sodass eine Dreiecksform entsteht, Ränder leicht andrücken

- auf Backpapier 15 Minuten bei 175 Grad backen


[1]: "Synagoge"

Rekonstruktionistisches Judentum

Das Judentum ist in seinen Strömungen bunt und vielfältig und auch regional verschieden. So entwickelte sich das Rekonstruktionistische Judentum aus dem [Konservativen Judentum][1] (Conservative Judaism), das selbst im 19. Jahrhundert aus dem amerikanischen [Reformjudentum][2] entstand und sich zwischen demorthodoxen und dem Reformjudentum ansiedelt. Der Rabbiner Mordechai Menahem Kaplan begründete die Bewegung in den 1930er Jahren. Heute gehören ihr etwa 1% der Juden an, die vor allem in den USA leben. Ihr Dachverband ist die „Jewish Reconstructionist Federation“, die etwa 100 Gemeinden und Gruppen umfasst. 

Im Rekonstruktionismus wird das Judentum nicht als Religion verstanden, sondern als religiöse Zivilisation, die Regeln und Rituale umfasst, aber auch Literatur, Musik, Kunst, Sprache usw. Die [Tora][3] sei nicht, wie [orthodox][4]e Juden glauben, durch göttliche Offenbarung zu den Menschen gekommen, sondern sei durch die Menschen selbst entstanden. Jede Gemeinde und jeder Jude/jede Jüdin soll nun die Tradition neu studieren und auf sich anwenden. Im Rekonstruktionistischen Judentum sind Männer und Frauen gleichberechtigt, seit 1974 werden dort auch Frauen ordiniert. Die erste geschlechtergerechte Liturgie, die Gott nicht nur mit männlicher Sprache benennt, entstand in dieser Bewegung.


[1]: "Konservatives Judentum"

[2]: "Liberales Judentum / Progressives Judentum / Reformjudentum"

[3]: "Tora"

[4]: "Orthodoxes Judentum"

Rosch HaSchana

Mit dem Wunsch „Schana Towa“ („Ein gutes neues Jahr!“) wünscht man sich im Judentum am Neujahrstag Rosch HaSchana Glück für das, was kommt. Rosch HaSchana ist einer der höchsten Feiertage im jüdischen Kalender und soll an den Bund zwischen Gott und Gottes Volk Israel erinnern. Zum einen geht es dabei um den Dank für Gottes vergangenes Handeln, zum anderen auch darum, an den Bund zwischen Gott und den Menschen zu denken, der weiterhin gültig ist. Für Rosch HaSchana gibt es verschiedene persönliche und lokale Rituale, die den Tag als einen besonderen markieren. Manche gehen an ein fließendes Gewässer und werfen einen Stein oder ein Stückchen Brot hinein, um die Fehler des vergangenen Jahres hinter sich zu lassen. Anderswo öffnet man einen Granatapfel und verzehrt die vielen saftigen Kerne in der Hoffnung, dass das eigene Leben ebenso mit vielen guten Ereignissen und Taten gefüllt sein möge. Ein in Honig getauchter Apfel, der bei Tisch gereicht wird, verkörpert den Wunsch, dass das neue Jahr süß sein möge. Ein süßes frisch gebackenes Weißbrot, die Challe, wird als Kranz geformt und auf den Tisch gelegt, um der Hoffnung ein Bild zu geben, dass das neue Jahr „rund“ wird. Höhepunkt vieler Feiern, auch in der [Synagoge][1], ist das Blasen des [Schofar][2], des Widderhorns. Es erinnert an die geplante Opferung Isaaks durch Abraham im 1. Buch Mose der Hebräischen Bibel, die von Gott im letzten Moment verhindert wurde, oder auch an die Eroberung Jerichos oder an die Krönung eines Königs in Israel. Zu Rosch HaSchana soll es einen Weckruf darstellen, der die Menschen auf den Weg zu Gott zurückbringt.


Rezept für einen Süßen Challe-Kranz:

Zutaten: 250 ml handwarmes Wasser, 2 gehäufte TL Trockenhefe, 500 g Mehl Typ 550 (Weizen oder Dinkel), 7 Eigelbe, 50 g Zucker,

2 TL Salz, 90 ml Rapsöl, 1 Ei, jeweils 2 EL Sesamsaat und Mohn zum Bestreuen


Zubereitung:

- Mehl, Eigelbe, Zucker, Salz, Öl in große Schüssel geben und vermischen

- Trockenhefe und Wasser verrühren und hinzugeben

- alles verkneten bis sich der Teil vom Schüsselrand löst und einen Ball formen

- Schüssel mit Tuch bedecken und Teig ruhen lassen, bis er sich im Volumen verdoppelt hat

- kräftig kneten, Teil teilen und drei Rollen formen

- die drei Rollen an einem Ende zusammenlegen und einen Zopf flechten, das Ende wieder zusammendrücken (zum Schabbat wird das Challe-Brot eher länglich geformt, zu Rosh Hashana eher als ein Kranz)

- Ofen auf 175 Grad vorheizen

- Ei verquirlen, Brot / Kranz damit bestreichen, mit Samen bestreuen

- 20–25 Minuten backen

Das Brot hält sich einige Tage, wenn es luftdicht verschlossen aufbewahrt wird.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Schofar"