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Bima

Das Wort Bima bezeichnet das zentrale erhöhte Lesepult oder den Platz in der Synagoge, an dem das Lesepult steht. Die Bima gehört zur Grundausstattung jeder [Synagoge][1]. Von diesem Ort aus wird die [Tora][2] gelesen, nachdem sie aus dem [Toraschrein][3] dorthin getragen wurde.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Tora"

[3]: "Toraschrein"

Chuppa / Baldachin

Chuppa bedeutet „Abdeckung“ oder Schutz“ und bezeichnet einen Baldachin außerhalb der Synagoge, der über einem jüdischen Hochzeitspaar und eventuell noch dem [Rabbiner][1] oder der Rabbinerin aufgespannt wird. Er besteht aus einem Stück Stoff, das an vier Stangen befestigt und über dem Paar gehalten oder aufgestellt wird. Eltern, Trauzeugen und andere Gäste stehen meist außerhalb der Chuppa. Die Chuppa wird oft als Symbol für das Haus des Bräutigams verstanden, in das die Braut nun einzieht, aber auch als die Kammer, in der die Ehe vollzogen wird. Dass der Hochzeitsbaldachin nach allen vier Seiten offen ist, wird oft so verstanden, dass das Haus des neuen Paares offen sein soll für Gäste, so wie einst das Zelt von Abraham und Sara offen für Gäste war. Dass sie unter freiem Himmel steht und die Trauung auch dort vollzogen wird, kann als Hinweis auf Gottes Segen verstanden werden, der die Nachkommen Abrahams so zahlreich machen wollte wie die Sterne am Himmel. Schon im Alten Testament, der hebräischen Bibel, wird von einer Chuppa gesprochen. Unklar ist jedoch, was der Begriff damals bezeichnete. Hochzeitsbaldachine, wie sie heute verwendet werden, sind erst ab dem 16. Jahrhundert bekannt.


[1]: "Rabbiner / Rabbinerin"

Davidstern

Der Davidstern ist ein sechszackiger Stern, der aus zwei überlappenden gleichseitigen Dreiecken besteht, eines mit der Spitze nach oben, das andere mit der Spitze nach unten zeigend. Er wird als grundlegendes Symbol für das Judentum angesehen, obwohl er nicht dort entstanden ist. Erst im Mittelalter und vor allem ab dem 17. Jahrhundert wurde er als Symbol an Synagogen verwendet. Ab dem 19. Jahrhundert nutzte ihn die zionistische Bewegung als ihr Zeichen; er schien ihr geeignet, weil er kein mit der jüdischen Religion verbundenes Symbol war. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern zum „gelben Stern“ oder „Judenstern“ und diente dazu, Juden auszusondern. Hebräisch heißt der Davidstern Magen David, Schild Davids. Heute findet sich der Magen David auf der Flagge des Staates Israel und bei der israelischen Organisation, die ähnliche Aufgaben wie das „Rote Kreuz“ hat, der „Rote Schild Davids“ (Magen David Adom). Häufig wird er auch als Anhänger an Halsketten getragen.

Der Hochzeitsring im Erfurter Schatz

Das wichtigste Objekt im Erfurter Schatz ist ohne Zweifel der jüdische Hochzeitsring. Der sperrige Ring, der nach mittelalterlicher jüdischer Tradition nur aus reinem Gold ohne Edelsteinbesatz besteht, wurde lediglich während der Hochzeitszeremonie getragen. Aus dem Jahr 1400 ist die Beschreibung einer aschkenasischen Vermählung überliefert, in der die feierliche Handlung wie folgt geschildert wird: „Nach dem Segen rief der Rabbiner zwei Zeugen. Er zeigte ihnen den Vermählungsring und ließ sie bestätigen, daß dieser mindestens den Wert eines Hellers habe. […] Dann forderte er sie auf, genau zuzusehen, wie der Bräutigam die Vermählung mit den Worten vollzog: ‚Durch diesen Ring seiest Du mir angetraut nach dem Gesetz Moses und Israels‘. Dieser steckte daraufhin der Braut den Ring an den Finger neben dem Daumen.“ Der breite Reif aus Erfurt ist an der Unterseite mit der Darstellung ineinander gelegter Hände geschmückt, einem alten Sinnbild für eheliche Treue. An den Seiten des Reifes tragen zwei geflügelte Drachen die fein gearbeitete gotische [Tempel][1]architektur. Auf den glatten Dachflächen steht in sechs gravierten hebräischen Buchstaben die Inschrift „masal tow“, was wörtlich übersetzt „Guter Stern“ heißt und im übertragenen Sinn „Viel Glück“ bedeutet. Jüdische Hochzeitsringe aus allen Jahrhunderten tragen Miniaturgebäude. Die Bedeutung dieser „Häuschenringe“ ist in der Forschung umstritten: Das Gebäude auf den Ringen könnte den Tempel Salomons, eine [Synagoge][2] oder das neu gegründete Haus der Vermählten darstellen. Die Identifizierung mit dem im Jahre 70 u.Z. zerstörten Tempel in [Jerusalem][3] ist allerdings am wahrscheinlichsten. Neben dem Erfurter Ring sind bisher in Mitteleuropa nur zwei weitere jüdische Hochzeitsringe aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bekannt geworden. Sie stammen aus den Schatzfunden von Colmar und Weißenfels, die bereits im 19. Jahrhundert entdeckt wurden.


[1]: "Tempel"

[2]: "Synagoge"

[3]: "Jerusalem"

Dreidel

Der Dreidel ist ein kleiner bunter Drehkreisel mit vier Seiten, der sich auf einem kleinen Fuß bewegt. Beim Dreidelspiel gewinnen oder verlieren die Spieler ihre Einsätze, je nachdem, wie er fällt. Das Spiel ist legendarisch im Geschehen um das Lichterfest [Chanukka][1] verankert. Es heißt, dass es den Juden unter der griechischen Vorherrschaft in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende verboten war, in der [Tora][2] zu lesen oder sie zu studieren. Wenn die Machthaber den Tora lesenden Juden auf die Schliche kamen, versteckte man schnell das heilige Buch und holte stattdessen diesen besonderen Kreisel hervor, mit dem man zu spielen vorgab. Heute wird das Dreidelspiel vor allem zu Chanukka in Erinnerung an diese Geschehnisse gespielt. Auf dem Dreidel, der meist sehr farbenfroh gestaltet ist, stehen vier hebräische Schriftzeichen: Nun, Gimel, He und Schin. Sie stehen als Abkürzung für den Satz „Ein großes Wunder geschah dort.“ Kauft man jedoch einen Dreidel in Israel lauten die Buchstaben dort: Nun, Gimel, He und Pe, die in diesem Fall für den hebräischen Satz „Ein großes Wunder geschah hier“ stehen. Die Gewinne beim Dreidelspiel sind meist kleine Münzen, die heute oft wohltätigen Zwecken gespendet werden.


Spielanleitung: Du brauchst mindestens zwei Spieler. Jeder hat zehn Münzen zur Hand. Der Dreidel wird gedreht und danach im Uhrzeigersinn weitergegeben. Der Buchstabe, der oben liegt, zeigt an, was du tun musst.

 

· Nes/Wunder steht für „nichts“. Nichts passiert. Du gewinnst nichts und verlierst nichts.

· Gadol/groß steht für „ganz“. Du gewinnst alles. Nimm dir, was in der Mitte liegt.

· Haja/es geschah steht für „halb“. Nimm dir die Hälfte aus der Mitte, plus 1, wenn es eine ungerade Zahl ist.

· Scham/dort steht für „stell“ im Sinne von „lege hinein“. Gib 2 in die Mitte.


[1]: "Chuppa / Baldachin"

[2]: "Tora"

Eruv

Der Begriff Eruv bezeichnet meist die sogenannte [Schabbat][1]grenze oder auch die reale oder symbolische Begrenzung, die ein jüdisches Wohngebiet umgibt. Innerhalb des Eruvs sind bestimmte Aktivitäten wie das Tragen von Lasten am Schabbat nach [orthodox][2]em Verständnis erlaubt, außerhalb dessen nicht. Ein Eruv ist deshalb nötig, weil die [Tora][3] nach traditionellem Verständnis bestimmte Arbeiten und Aktivitäten am Schabbat verbietet. Heute wird ein Eruv als Hilfe für Familien und behinderte oder ältere Personen verstanden, die orthodox sind, aber am Schabbat trotzdem Kinderwagen und Rollatoren schieben, Rucksäcke und Taschen tragen wollen oder müssen. Im Mittelalter wurden jüdische Viertel oft durch eine Mauer von anderen abgetrennt. Eine Tür, die den Zugang ermöglichte, wurde am Schabbat geschlossen. Heute wird der Eruv um orthodoxe Wohngebiete oft mit einem Draht oder Seil hergestellt, gespannt auf Telefonmasten o.ä., auch natürliche Begrenzungen wie ein Fluss können dazugehören. Eruvim (Plural von Eruv) existieren vielerorts in Israel und auch in vielen nordamerikanischen Städten. Bis zur [Schoa][4] gab es solche Eruvim auch in Deutschland, so u.a. in Altona. In Wien wurde 2012 die Innenstadt innerhalb des Gürtels zum Eruv erklärt.


[1]: "Schabbat"

[2]: "Orthodoxes Judentum"

[3]: "Tora"

[4]: "Schoa / Holocaust"

Frauenempore

In traditionellen und [orthodox][1]en jüdischen Gemeinden wurden und werden noch heute Frauen und Männer während der Liturgie in der [Synagoge][2] getrennt. Manchmal wird das durch einen Vorhang erreicht, manchmal durch die räumliche Trennung beim Sitzen oder Stehen, manchmal auch durch eine bauliche Variante in den Synagogen, den Frauenemporen. Schon in manchen sehr alten Synagogen vor dem Mittelalter sind solche Emporen nachzuweisen, im 19. Jahrhundert wurden sie wieder verstärkt in repräsentative Sakralbauten wie in der Neuen Synagoge Berlin (erbaut 1866) oder in die Synagoge Neudeggergasse in Wien (erbaut 1903) eingezogen. [Ultraorthodoxe][3] jüdische Gruppen setzen sich auch für eine Geschlechtertrennung in öffentlichen Räumen ein.


[1]: "Orthodoxes Judentum"

[2]: "Synagoge"

[3]: "Ultraorthodoxes Judentum"

Friedhof

Ein jüdischer Friedhof, der genutzt oder von Menschen besucht wird, kann schnell an den kleinen Steinen erkannt werden, die Besucher auf die Gräber legen. Sie bedeuten denen, die die Gräber aufsuchen, ein liebendes Andenken, so wie das Blumen auf nicht-jüdischen Friedhöfen zum Ausdruck bringen. Die Steine symbolisieren aber auch Ewigkeit und Unvergänglichkeit. Der Ursprung des alten Brauchs mag vielleicht darin liegen, dass man Gräber durch schwere Steine vor wilden Tieren oder Winderosion schützen und damit die Totenruhe gewährleisten wollte. Jüdische Gräber sollen nämlich für die Ewigkeit erhalten werden, sie dürfen nie eingeebnet werden. Hin und wieder findet man an den Grabsteinen berühmter Persönlichkeiten auch kleine Zettel, die in die Steinritzen gesteckt wurden. Auf ihnen werden Wünsche niedergeschrieben oder auch Gebete. Das Grab von Rabbi Löw in Prag ist ein Beispiel dafür. 

Außerdem findet man oft den [Davidsstern][1], Bildelemente oder hebräische Inschriften auf Grabsteinen. Vor dem Namen des oder der Verstorbenen steht oft „po nitman“ / „po nitmena“ (Deutsch: „hier ist begraben“) oder „po tamun“ / „po tmuna“ (Deutsch: „hier ist geborgen“). Nach dem Namen findet sich häufig eine Abkürzung aus fünf hebräischen Buchstaben, die einen hebräischen Satz aus 1 Sam 25,29 wiedergeben: „Möge seine / ihre Seele eingebunden sein in das Bündel des Lebens.“ Gibt es Bildelemente, weisen sie auf den Namen des / der Verstorbenen hin, so z.B. ein Hirsch oder ein Löwe. Sind segnende Hände abgebildet, handelt es sich um jemanden, der aus der Priesterschaft stammt, also ein „Kohen“ ist. Eine Kanne symbolisiert jemanden, der aus dem Stamm Levi kommt, da zur Zeit des [Tempel][2]s in [Jerusalem][3] die Leviten den Priestern Wasser über die Hände gegossen hatten. 

Friedhöfe werden als „Bet Hachajim“ (Deutsch: „Ort des Lebens“) oder „Bet Haolam“ (Deutsch: „Ort der Ewigkeit“) bezeichnet. Sie sind der Ort für jüdische [Bestattungen][4]und [Trauerriten][4], so z.B. zu Jahrestagen.


[1]: "Davidstern"

[2]: "Tempel"

[3]: "Jerusalem"

[4]: "Beerdigung und Trauerriten"

Gebetsräume

Für die wichtigen Gebete wie auch für das öffentliche Vortragen des wöchentlichen [Tora][1]abschnittes wird ein „Minjan“ vorausgesetzt, d.h. mindestens zehn erwachsene Männer sollen anwesend sein. Den architektonischen Rahmen für diesen Gemeinschaftsgottesdienst bot in der Regel die Gemeinde[synagoge][2]. In Orten, in denen die jüdische Bevölkerung für einen „Minjan“ zu klein war, gab es meistens kein selbständiges Synagogengebäude. Bisweilen wurde stattdessen ein privater Raum eingerichtet, in dem sich die Mitglieder einer oder mehrerer Familien zum Gebet versammeln konnten. Auch in Orten mit Gemeindesynagoge gab es, zunehmend im Spätmittelalter, weitere Gebetsräume in privaten Wohnbauten. Daneben war es nicht unüblich, dass eine „Jeschiwa“ (jüdische [Tora][1]- und [Talmud][3]-Schule) einen eigenen Betraum für die Studenten besaß. Die Einrichtung der Beträume orientierte sich an der der Synagogen. Es galten die gleichen Vorstellungen für eine angemessene Aufbewahrung der Tora, für die Würde des Raumes – beispielsweise sollte es möglichst oberhalb des Betraums keine andere Nutzung wie eine Schlafkammer geben – und für eine entsprechende Gestaltung. Für das Studium unerlässlich waren weitere Bücher, aber auch ausreichend Beleuchtungsmittel, Bänke und Pulte. Grundsätzlich sind die Anforderungen an Beträume in Privatbauten gering, so dass sie sich nach Aufgabe der Nutzung nur selten eindeutig identifizieren lassen. In Thüringen ließ sich bislang allein in Erfurt ein mittelalterlicher Betraum (Mitte 13. Jh.) in einem privaten Gebäude mit einiger Sicherheit nachweisen.


[1]: "Tora"

[2]: "Synagoge"

[3]: "Talmud"

Jad

Zeigestab „Jad“ für die Tora-Rolle

 

Jede jüdische Gemeinde besitzt eine oder mehrere Tora-Rollen, die in der Synagoge im Toraschrein aufbewahrt und zum Lesen zur _Bima_ gebracht werden. Auf der Tora-Rolle ist die heilige Schrift, die übrigens für jüdische und christliche Gläubige gleichermaßen gilt, aufgeschrieben.


Jede Tora-Rolle wird von einem Schreiber (_Sofer_) in Handarbeit und verbunden mit besonderen Gebeten hergestellt. Der Sofer nutzt dafür besondere Tinte, Schreibinstrumente aus Gänse- oder Truthahnkielen, koschere Pergamentbögen aus Rinder- oder Ziegenhaut und vor allem viel Zeit. Jeder der über 300.000 Buchstaben wird mit besonderer Sorgfalt und ohne Fehler geschrieben. Aufgrund der kostbaren Schreibmaterialien und der sorgfältigen Herstellung, aber auch wegen ihrer religiösen Bedeutung, sind Tora-Rollen besonders wertvoll. Sie werden sehr pfleglich behandelt, nur vorsichtig benutzt und nur mit einem Zeigestock (_Jad_) berührt.


Der hebräische Begriff „Jad“ bedeutet „Hand“. Ein Jad, auch Torafinger oder Torazeiger genannt, besteht meist aus einem silbernen Stab, an dessen Ende eine kleine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger angebracht ist. Liest man nun aus der Tora, fährt man nicht mit dem menschlichen Finger über das Pergament, um das jeweilige Wort anzuzeigen, sondern mit dem silbernen Jad. Im christlichen Gebrauch gab es übrigens einen ähnlichen kleinen Zeigestab, der bis in die 1960-er Jahre hinein verwendet wurde: der sogenannte „Digitus“.

Jerusalem

Die Stadt, die auf Hebräisch „Jeruschalajim“ und auf Arabisch „Urschalim al-Quds“ („Jerusalem das Heiligtum“) genannt wird, ist mehr als ein Ort in Israel. In ihr vereinigen sich antike und moderne Kultur, jüdische, christliche, armenische, muslimische und viele andere Lebensweisen. Sie ist der Sehnsuchtsort vieler Menschen. Für Juden ist Jerusalem seit alter Zeit der „Wohnort Gottes“ in Gottes [Tempel][1], der Wirkungsort der Vorfahren Abraham und Sara, der Könige David und Salomon, sowie der zukünftige Heilsort, wenn sich die Welt ihrem Ende zuneigt. Im Alten Testament, der hebräischen Bibel, wird Jerusalem mehr als 600 Mal erwähnt. Dort ist die Stadt das Findelkind, das von Gott aufgezogen wird (Ezechiel 16) oder auch die Braut Gottes (Psalmen). In jeder [Synagoge][2] ist die Wand, die nach Osten bzw. nach Jerusalem zeigt, besonders gekennzeichnet und der Platz für den [Toraschrein][3]; schon die [Mischna][4] hat diesbezügliche Regelungen getroffen. In vielen jüdischen Haushalten bezeichnet ein [Misrach][4] die Gebetsrichtung nach Jerusalem. Vergisst man die Stadt Jerusalem, singt der Beter in Psalm 137,5, so soll die rechte Hand verdorren, Leben also unmöglich sein. Für Muslime ist Jerusalem neben Mekka und Medina die drittheiligste Stadt, wenn sie auch nicht im Koran Erwähnung findet. Am Ort des Felsendomes soll Mohammed in den Himmel aufgebrochen sein, um sich dort mit anderen Propheten zu treffen. Für Christen ist Jerusalem heilig, weil die Stadt eng mit der Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus Christus verbunden ist. Im Neuen Testament wird Jerusalem mehr als 100 Mal erwähnt. Erste Erwähnungen von Jerusalem finden sich in ägyptischen Texten aus dem 19. und 18. Jahrhundert v.u.Z., dann auch in den sogenannten Amarna-Briefen aus dem 14. Jahrhundert v.u.Z. Wahrscheinlich bedeutet ihr Name „Stadtgründung des Gottes Schalim“; die Namensdeutung „Stadt des Friedens“ ist eine spätere schöne rabbinische Tradition. Archäologische Funde gibt es schon aus der Kupfersteinzeit zwischen 4500 und 3150 v.u.Z. Frühe biblische Berichte lassen sich oft nicht archäologisch belegen. Laut dem Alten Testament, der hebräischen Bibel, erbaute David oder sein Sohn Salomon in Jerusalem einen Palast und einen ersten Tempel für Gott. Assyrer und Babylonier sowie weitere Volksgruppen versuchten immer wieder, Jerusalem einzunehmen, da die Stadt ein wichtiger Knotenpunkt im goldenen Halbmond war und sich auf wichtigen Handelswegen von Norden nach Ägypten im Süden befand. Der Babylonier Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem 597 und 586 v.u.Z. und führte viele Bewohner ins [Exil][5]. In Babylon gründeten sich daraufhin [Diaspora][5]gemeinden, später auch in Ägypten. Der zweite Tempel wurde nach der Eroberung durch die Perser ab dem 6. Jahrhundert v.u.Z. errichtet. Später wechselten sich dort griechische, römische und jüdische Herrscher ab, die den Tempel jeweils ihren Gottheiten weihten. Der zweite jüdische Tempel wurde 70 u.Z. von den Römern zerstört. In Jerusalem entstand eine römische Kolonie, die später zu einer christlichen Stadt umgebaut und ab dem 7. Jahrhundert u.Z. von Byzanz erobert wurde. Später wechselten sich die Herrscher über Jerusalem weiter ab. Jerusalem als Stadt und als Sehnsuchtsort der jüdischen Menschen wird in der Kunst als wichtiges Motiv gesehen und auch in der Literatur und der Musik kommt Jerusalem immer wieder vor.


[1]: "Tempel"

[2]: "Synagoge"

[3]: "Toraschrein"

[4]: "Mischna"

[5]: "Exil"

Judeneid

Der Begriff bezeichnet eine Eidesformel für Juden, aufgezeichnet auf einem Stück Papier oder einem Dokument, mit deren Hilfe mittelalterliche Juden einen Schwur vor Gericht ablegen konnten. Damals schwor man im christlichen Kontext auf das Neue Testament oder auf den Namen Jesu Christi, was aber den Juden nicht möglich war. Daher wurde für die nichtchristliche Bevölkerungsgruppe der Juden im Mittelalter ein besonderes Eidformular benötigt. Der älteste Judeneid aus dem Mittelalter hat sich in Erfurt erhalten.

Kippa

Die Kippa, eine kreisförmige Kopfbedeckung, die traditionell von Männern und heute manchmal auch von Frauen getragen wird, drückt die Ehrfurcht vor Gott aus und den Gedanken, dass es etwas gibt, das „über einem“ existiert. Vor Gott bedeckt man ehrfürchtig das Haupt beim Gebet, beim Studium religiöser Texte und besonders in der [Synagoge][1] und auf dem [Friedhof][2]. Übrigens: Das Tragen einer Kopfbedeckung ist im Judentum ein (alter) Brauch, kein Gebot! Kippot (Plural) sind in Israel und in anderen Gegenden, in denen viele Juden leben, Teil des Alltags und überall zu sehen. Dort, wo Juden wegen ihres Glaubens angegriffen werden oder wo nur wenige Juden leben, verbergen sie ihre Kippa oft unter Hüten oder Mützen. Manche entschließen sich auch, die Kippa nur in geschlossenen Räumen oder zu Hause aufzusetzen, um verbale oder andere Angriffe zu vermeiden. Kippot können sowohl einfach wie auch farbenprächtig sein. Sie werden genäht, gehäkelt oder gestrickt und bestehen aus den unterschiedlichsten Materialien. Manchmal kann man darin eine Aussage erkennen: Ältere deutsche Juden bevorzugen eine schlichte schwarze Kippa, und in Israel kann man mit einer gestrickten oder aber gehäkelten Kippa eine politische Aussage verbinden. Dort enthalten Kippot für Kinder auch Motive aus Kinderfernseh-Programmen. Wer seine Kippa im Freien trägt, tut gut daran, sie mit einer Klammer oder Spange in den Haaren zu befestigen. Wem diese in ausreichendem Maße fehlen, auf eine Art Pflaster zurückgreifen, um sie zu befestigen. 


[1]: "Synagoge"

[2]: "Friedhof"

Mantel für die Tora-Rolle

Jede Tora-Rolle wird von einem Schreiber (_Sofer_) in Handarbeit und verbunden mit besonderen Gebeten hergestellt. Er nutzt dafür kostbare Materialien: besondere Tinte, Schreibinstrumente aus Gänse- oder Truthahnkielen, koschere Pergamentbögen aus Rinder- oder Ziegenhaut. Die Herstellung einer Tora-Rolle braucht viel Zeit und besondere Aufmerksamkeit, denn in keinem der 304.805 Buchstaben darf ein Fehler sein.


Aufgrund der kostbaren Schreibmaterialien und der langwierigen Herstellung, aber vor allem wegen ihrer religiösen Bedeutung, sind Tora-Rollen besonders wertvoll. Sie werden sehr pfleglich behandelt, mit Sorgfalt benutzt und nur mit einem Zeigestock (_Jad_) berührt. Um sie zu schützen und auch, um sie besonders zu schmücken, sind Tora-Rollen in einen sogenannten Mantel eingehüllt, wenn man sie aufgerollt hat und nicht benutzt. Dieser Mantel besteht aus Samt, Brokat oder Seide und ist mit Symbolen oder Buchstaben in Gold- oder Silberfäden bestickt. Zu sehen sind oft eine Krone, die Gesetzestafeln, der Davidstern oder Löwen.


Auf dem roten Tora-Mantel, der die neue Tora-Rolle der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen schmückt und schützt, steht ein Psalmvers. Außerdem ist vermerkt, dass die beiden großen Kirchen die Tora-Rolle der jüdischen Gemeinde am 30. September 2021 als Geschenk übergeben haben.

Menora

Die Menora ist ein siebenarmiger Leuchter mit je drei Lichtern an den beiden Armen und einem auf der Mittelsäule. Eine mögliche Deutung: Die Menora symbolisiert die Schöpfung der Welt in sieben Tagen. Verbunden ist die Menora mit dem Heiligtum ([Tempel][1]) in [Jerusalem][2]. Die Bauanleitung ist im 2. Buch Mose, Kapitel 25,31–40, aufgeschrieben. Eine Darstellung kann auf dem Titus-Bogen in Rom gefunden werden, auf dem Gegenstände aus dem geplünderten Jerusalemer Tempel abgebildet sind. Weil die Menora in den Tempel gehört, benutzen religiöse Juden keinen siebenarmigen Leuchter. Deshalb entstanden Leuchter mit sechs, acht oder neun Armen; ein solcher mit acht Armen (plus einem Licht als „Helfer“ zum Anzünden) wird zu [Chanukka][3] genutzt und „Chanukkia“ genannt. In den [Synagogen][4] brennt hingegen das „ewige Licht“, auf Hebräisch „Ner Tamid“. Das Symbol der Menora wurde vom Staat Israel übernommen. Es erscheint im Staatswappen, auf Dokumenten und Münzen.


[1]: "Tempel"

[2]: "Jerusalem"

[3]: "Chanukka"

[4]: "Synagoge"

Mesusa

Eine Mesusa, auf Deutsch „Türpfosten“, ist eine längliche Kapsel aus Holz, Metall oder Glas (das Material ist nicht festgelegt), die in der oberen Hälfte des rechten Türrahmens in  jüdischen Häusern und Wohnungen schräg stehend befestigt wird (mit Ausnahme von Badezimmern und Toiletten). Sie enthält eine kleine Pergamentrolle mit Abschnitten aus der Tora (5. Mose 6,4–9 und 11,13–21). Viele Jüdinnen und Juden schreiben der Mesusa eine schützende Wirkung zu. Sie berühren die Mesusa, wenn sie durch die Türen gehen und küssen danach die Hand, die die Mesusa berührt hat. Aber auch für weniger fromme Juden steht sie symbolisch für den Segen, den man sich für das Haus oder die Wohnung erhofft. Der eigentliche Grund für das Anbringen einer Mesusa ist jedoch das biblische Gebot: „Schreibe sie (diese Worte) an die Pfosten deines Hauses und in deine Tore!“ (5. Mose 6,9 und 11,20)

Mikwe

Die Mikwa oder auch Mikwe ist ein Tauchbad für den ganzen Körper und dient der Reinigung. Allerdings geht es dort nicht um Körperhygiene, sondern um Reinigung zu rituellen Zwecken. Symbolisch stellt das Bad in der Mikwa einen Neuanfang dar, ein neues Beginnen oder die Befreiung von innerlicher und äußerlicher Unreinheit. Jede jüdische Gemeinde sollte eine Mikwa besitzen, die aus fließendem Wasser gespeist wird. Das kann Quellwasser, Flusswasser, Regenwasser oder aber auch Grundwasser sein. Wichtig ist, dass es natürliches Wasser ist, das sich bewegt und die Mikwe immer wieder neu füllt. Zusätzlich Wasser darf allerdings dazu gegossen und gegebenenfalls auch geheizt werden. Mittelalterliche Beispiele für „Mikwa‘ot“ (Plural von Mikwa) lassen sich in [Sondershausen][1] und [Erfurt][2] finden, moderne kann man auf den Internetseiten der jüdischen Gemeinden in Deutschland sehen, die oft auch Bildmaterial ihrer Gebäude zur Verfügung stellen. Wie benutzt man das Tauchbad? Idealerweise betreten Männer und Frauen die Mikwa einzeln oder in kleinen Gruppen, nach Geschlechtern getrennt, unbekleidet, ohne Schmuck, Lippenstift oder Nagellack und bereits gereinigt, denn es geht ja hier nicht um das Waschen des menschlichen Körpers, sondern um rituelle Reinigung. Im Wasser taucht man dann dreimal vollständig unter, manchmal mit der Hilfe einer Begleiterin oder eines Begleiters, die/der beobachtet, dass man auch vollständig von Wasser bedeckt war. Dazu werden Segenssprüche gesprochen. Im alten Israel wurde das Tauchbad wohl immer dann benutzt, wenn man in den [Tempel][3] von [Jerusalem][4] gehen wollte oder wenn man mit einem Toten in Berührung gekommen war. Überall im antiken Israel wurden bei archäologischen Grabungen „Mikwa‘ot“ gefunden, vor allem in Tempelnähe in Jerusalem, aber auch z.B. bei einer Ausgrabung in der antiken Siedlung von Qumran am Toten Meer vor den Häusern der Bäcker und vor einem großen Raum, der wahrscheinlich für Festmähler vorgesehen war. Wann die Sitte aufkam, dass Frauen nach der Menstruation, am Tag vor der Hochzeit oder nach der Geburt eines Kindes die Mikwa benutzen, ist nicht ganz klar. Auch Männer besonders frommer Glaubensrichtungen benutzen die Mikwa, so z.B. vor dem [Schabbat][5] oder vor Feiertagen, besonders vor [Jom Kippur][6]. Die Mikwa kann auch für das rituelle Reinigen von Geschirr und anderen Küchenutensilien benutzt werden, nämlich dann, wenn es noch nicht benutzt wurde oder verunreinigt war und nun wieder „gekaschert“ (=für den [koscher][7]en Gebrauch nutzbar) gemacht werden muss. Das kann auch vor [Pessach][8] der Fall sein, wenn besonders reines Geschirr benutzt werden soll. Allerdings hängt es wie bei vielen religiösen Ritualen auch hier von der Art der Frömmigkeit ab, ob man die Mikwa benutzt, wie oft und zu welchen Gelegenheiten.


[1]: "Sondershausen"

[2]: "Erfurt"

[3]: "Tempel"

[4]: "Jerusalem"

[5]: "Schabbat"

[6]: "Jom Kippur"

[7]: "Koscher"

[8]: "Pessach"

Misrach

Misrach kommt vom hebräischen Wort für „Osten“ und bezeichnet die Gebetsrichtung für fromme Juden und Jüdinnen. Dabei geht es aber nicht um die Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs, sondern die Richtung, in der [Jerusalem][1] und damit der einstige [Tempel][2] liegt. In der Architektur von [Synagogen][3] wird die nach Osten zeigende Wand als Misrachwand bezeichnet. Dort befindet sich der [Toraschrein][4], darüber oft ein kleines Fenster, Misrachfenster genannt. Auch in Privathäusern wird die Ostrichtung gekennzeichnet, und zwar mit einem kleinen Teppich, einer Zeichnung oder ähnlichem, an denen man sich beim Gebet orientieren kann. Diese sind oft sehr aufwendig gestaltet, enthalten den Gottesnamen oder die Namen der zwölf Stämme Israels, Symbole, Bilder vom Tempelberg oder eine [Menora][5]. Dieses Objekt, das die Gebetsrichtung im Haus zeigt, wird ebenfalls Misrach genannt.


IEin Misrach aus Rudolstadt

n der Rudolstädter Judaica-Sammlung befindet sich ein farbenprächtiges Misrach, das auf verschlungenen Wegen in die Heidecksburg gekommen ist und von der Rudolstädterin Ruth Wachsmuth übergeben wurde. Es stammt wohl aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vielleicht aus der Familie Kehrmann. Es zeigt das Wort „Misrach“ im Zentrum, einen stylisierten Tempel, die Zehn Gebote in Abkürzungen, verschiedene Bibelzitate, Texte aus der Kabbala und aus dem rabbinischen Schrifttum, die Namen der biblischen Bücher, die Namen der Erzeltern, die jährlichen Feiertage, sowie geometrische Formen wie Sterne und Dreiecke, Weinranken und andere florale Elemente. Von wem es genutzt wurde, wie es in die Familie Kehrmann kam und warum es Frau Wachsmuth dem Archiv der Heidecksburg übergab, bleibt weiterhin ein Geheimnis.


[1]: "Jerusalem"

[2]: "Tempel"

[3]: "Synagoge"

[4]: "Toraschrein"

[5]: "Menora"

Schofar

Das Blasinstrument Schofar wird aus dem Horn eines Widders oder Schafbocks gefertigt und in den [Synagogen][1] zu [Rosch Haschana][2] und in den vier Wochen davor geblasen. Im Alten Testament, der hebräischen Bibel, begleitete ein Schofar das Volk Israel in den Kampf. Sein lauter Ton half, die Feinde zu erschrecken und Mauern einfallen zu lassen, wie es zum Beispiel im Buch Josua 6,20 oder auch beim Propheten Amos 3,6 beschrieben ist. Im 3. Buch Mose 25,9-10 wird es im sogenannten Jubeljahr geblasen, um den Sklaven die Freiheit zu verkünden. Beim Propheten Jesaja 58,1 wird das Schofarblasen mit dem Gericht Gottes an Israel verbunden, was wohl der Ursprung für die heutige Nutzung an den hohen Feiertagen ist.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Rosch HaSchana"

Schtetl

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde ein "Städtchen" mit hohem jüdischen Bevölkerungsanteil in Osteuropa Schtetl genannt. Anders als in den Großstädten waren Jüdinnen und Juden hier meist akzeptiert und wurden geachtet. Im Schtetl gab es jüdische Ausbildung in der Schul, man folgte bestimmten lokalen und allgemein jüdischen Traditionen, trug oft eine besondere Haartracht und Kleidung. In der Literatur und der Kunst wurde das Leben im Schtetl oft idealisiert, wie zum Beispiel in "Anatevka", in Wirklichkeit herrschten dort aber oft ärmliche Umstände, was zu verschiedenen Auswanderungsbewegungen u.a. in die USA führte.